Abschrifft des .1. Brieffs so. Mag. August Hermann Frank.
abgegeben auß Hall in Saxen den 31.8br. 1695.
 
Die Gnad und Warheit, so durch Jesum Christum worden ist, seye reichlich mit
Ihm, und allen, die unßeren Herren Jesum Christum liebhabend in
der Wahrheit!
Mein außerwehltester Bruder in dem Herrn Jesu!
 
Er hat mit seinem sehr wehrten und lieben schreiben, welches er den 22.
Martii h. a: an mich abgelaßen, im geringsten nit geirret, in dem
Ich Ihm solches keines wegs verüblet, sonder es mit gar herzlicher Freud an-
genommen, und nicht allein Ich, sonder auch viele andere, denen ich solches aus wol-
meynen gezeiget, um dardurch Ihren glauben zu stärken, und zur Christenlich-
en nachfolg zureizen, wie ich denn viel hoffe, oder vilmehr spüre, daß durch solchen
Brief nit geringer segen uns zugewachßen, und daher wünsche, daß dißes ein an-
fang seye, fehrner nicht allein unsere, sonder auch viler anderer gläubiger herzen,
so sich nach dem angesichte nit kennen, under einanderen zuverbinden, und den
schaden der trennung ohne Hülff derer, die fleischlich und irdisch gesinnet, im
Bande des Geistes und der liebe zu heilen; Ich hätte ja um deßwillen selbs
nicht gemeinet, daß ich die antwort so lang verzögern wolte, wie auch Bey-
lagen bezeugen können; welche damahls Gute freund von studiosis aus herz-
licher Meinung nach leßung des Briefs mir zugestellet, um Sie meiner ant-
wort beyzufuegen, und mich dardurch einiger maaßen, was den Bericht von
hiesigem Zustand betrifft, der Müh zu überheben; Aber es ist, traum! Mein
Zustand hie so beschaffen, daß ich mein selbs nit mächtig bin, sonder offtmals das
jenige, was ich wol am liebsten thäte, zurückstellen muß, wegen der von allen
seiten harzutringenden arbeit und Verhinderungen; Muß auch wol Beken-
nen, daß ich jezo mit so mancherley dingen überhäufet bin, daß ich nit nach wunsch
außführlich genug antworten kan; jedoch habe ich es der liebe halber unmög-
lich länger aufschieben können, und sonderlich die gute gelegenheit in acht nehmen
wollen