pr. 21. Nov. 1765.
Hochwürdiger und Hochgelahrter,
In Christo theuer geschätzter und innig-
geliebtester Herr Doctor,
 
Da ich vergangenen April einige Briefe nach Euro-
pa gesandt, habe Ew. Hochwürden mit meinem geringen
Schreiben wegen sonst schon angezeigten Ursachen nicht be-
schweren wollen, zumal da Herr Collega Rabenhorst zu
derselben Zeit einen Brief und vermutlich einige Nachricht
aus Eben Ezer an dieselben geschrieben, ich auch (wie bisher
allemal geschehen) meinen Brief an meinen Sohn meinem
theuersten Herrn Doctori als seinem geistlichen Vater und
vornehmsten Wohlthäter unter Gott offen zu gesandt, daß die-
selben auch daraus etwas von unsern geistlichen u. leiblichen
Umständen erkennen möchten. Da ietzt nur noch ein ein-
tzig Schiff in Savannah zum Abseegeln nach Londen fer-
tig liegt, so habe diese gute Gelegenheit nicht vorbey lassen
können, unsern theuersten Vätern und insonderheit Ew. Hoch-
würden von unsern Umständen eine kurtze Nachricht zu
geben, weil ich weiß, daß Sie mit andern werthesten Freun-
den Christi und seiner Gemeine in den gesegneten Anstalten
des W. H. für uns hertzlich und anhaltend beten und gute
Nachrichten von hier aus als eine Frucht ihres gläubigen
Gebets ins Lob Gottes über uns verwandeln, welches uns
immer wieder neuen Segen bringt. Wir müssen zum Preise
Gottes bekennen, daß er uns bis hieher gnädig und mächtig
durch mancherley Hindernisse, Leiden und Prüfungen durchge-
holfen, dem Herrn Collega Rabenhorst beständig gute, mir
Unwürdigen aber gantz erträgliche Gesundheit, und immer
so viel Gemüths- und Leibes-Kräffte verliehen, daß ich kein
Stück meines Amts versäumen, oder mit etwas meinen
lieben Amtsbrüdern beschwerlich fallen dürffen. Was der
liebreiche und barmhertzige Gott durch unsern armen Dienst
am Evangelio bey Alten und Jungen ausgerichtet, würde
sich besser im Diario von einem Tage zum andern, als in
einem kurtzen Briefe melden lassen: es wissen es aber meine theuerster
Herr Doctor
Herr D. Franckens Hochwürden