EbenEzer in Georgien
den 9. Dec.
1788.
HochEhrwürdiger und
Hochzuehrender Herr Pastor!
 
Gleich bei meiner Ankunft in EbenEzer schrieb ich an Euer Hoch-
Ehrwürden und meldete den zerrütteten Zustand dieser Gemei-
ne, zugleich ersuchte ich Sie auch, ob Herr Probst nicht in Pensylvanien
untergebracht werden könnte. Der Mensch war außer sich, sahe
mich so gar mit als den Urheber seines Unglücks an, da er es in Eben
Ezer nicht so fand als er es wünschte. Er hatte in Halle sein gantzes
Vermögen von 600 Florin [Gulden] an seine Schwester verschenkt und sich vor
Gerichte von allen Anfoderungen los gesagt, weil ihm Dr. Urlsper-
ger EbenEzer als ein Paradies beschrieben hatte, da es doch ein jammer-
voller Ort im leiblichen und geistlichen ist. Ich glaube wohl daß Euer
HochEhrw. und auch Herr Pfar. Weinland mit mir nicht werden zufrieden
gewesen seyn. Wüßten Sie aber was für Noth ich mit den Probst,
(der Mensch hatte eine äußerst giftige Zunge, war im höchsten Grad
malitiös und rachgierig) ausgestanden habe, Sie würden gewis Mit-
leiden mit mir gehabt haben. Wir waren nur ein Viertel Jahr beysammen, aber
ich gestehe es, der Mensch hätte mich bald unter die Erde gebracht.
Dr. Urlsperger hat das Lehramt dadurch verächtlich gemacht. Er
hat auch gar nicht als ein redlicher Mann gehandelt. Bey aller seiner
vorgegebenen Orthodoxie zeigte er doch seine unlautern
Absichten. Ich muß jezt die Folgen seiner Projecktmacherei em-
pfinden. Jetzt schreibe ich nicht in der Absicht, als ob ich etwas von Euer
HochEhrwürden verlangte, sondern aus der Ursache, daß Sie wissen.
woran Sie mit mir seyn. Den Probst muste ich loben, weil er be-
ständig um mich war, und mir auch niemals vom Halse gieng, alle
Briefe muste ich unter seiner Aufsicht schreiben, wollte ich nicht be-
ständig Zank und die abscheulichsten Schimpfreden hören, ich
war in solchem Gedränge, daß ich mir weder zu rathen noch zu
helffen wuste. Keinen menschlichen Beystand hatte ich nicht,
doch hat mich der HErr der den Unvermögenden Stärke giebt,
nicht verlassen. Der Mann hatte schon den grösten Theil der Gemeine
an sich gezogen, bald wäre es ihm auch gelungen wenn nicht meine Vocation