An dem Herrn Rendant Burgold
EbenEzer in Georgien
den 27. Febr. 1818.
pr. 25. Mey.
Verehrter Herr Rendant!

Ich wünsche daß dieser Brief Sie in gutem Wohlseyn finden möge! Daß die Kiste
unbeschädigt angekommen ist habe ich dem Herrn Hofrath Dr. Madai schon berichtet. Sie werden
die Güte haben, mein Schreiben dem Herrn Doctor zu übergeben. Dann habe ich mir die Frey-
heit genommen, Sie mit Besorgung eines Briefs ins Fuldische zu beschweren. Sie werden es nicht
ungütig nehmen. Er ist von einem Deutschen Heinrich Krug 88 englische Meilen von mir wohn-
haft, an seine beiden Brüder geschrieben, von welchen er, wenn sie noch am Leben sind einige
Nachricht zu erhalten wünscht da er seit einer Trennung vor 22 Jahren nichts von ihnen gehört hat.
Krug der verheyrathet ist, und schon große Kinder hat, ist der evangelischen lutherischen Religion
zugethan, so auch sein Weib, welche aus dem Würtzburgischen gebürtig ist. Beyden halten
sich zu den Wesleyischen Methodisten, an welche ich sie selbst gewiesen habe. Ob sie gleich vieles
nicht verstehen, so können sie doch etwas fassen. Der Brief muß Ihnen von Krugs Brüdern
und Verwandten franquirt zugesendet werden. Was er nach den Fuldischen kostet, belieben
Sie auf meine Rechnung zu schreiben, Krug will es gar gern entrichten. Wie höchst
nöthig uns die Hallische Artzeney hier geworden ist, werden Sie aus dem beygelegten Verzeichnis,
welches mein Sohn Christoph Friedrich geschrieben hat, ersehen, dem ich in Zukunft zur christlichen
Correspondenz empfehle. Da meine hiesigen Angelegenheiten viel Mühe
verursachen, so belieben Sie dasjenige, was denen damit Beschäftigten zu entrichten ist, mir zugleich
in der Rechnung mit anzeigen zu lassen. Ich habe kein Interesse bey Verschreibung
der Artzeney. Doch kann ich mich auch den Leuten nicht entziehen. Manchmal habe ich so gar
von den Meinen darzu gethan, die Summe voll zu machen, da der Import viel höher war, als ich mir
vorgestellt hatte. Doch ist dieser Schwierigkeit nun abgeholffen. Es wird die Arzeney nicht
eher ausgegeben bis ich die Rechnung von allen Unkosten habe. Am NeuJahrs 1818 erhielt ich
die Kiste. Dieser wird hier nicht gefeyert, wenn er in WochenTagen fält, ausser von der bischöflichen
Kirche und in EbenEzer. Meine Gattin war im Dec. dem Tode nahe und kaum in etwas wie-
derhergestellt, so fiengen neue Unruhen an. Am 30. Jan. im vorigem Jahre wurde die Militz
in Effingham County worzu EbenEzer gehört gezogen, wieder die Indianer auszumarschiren, sie
zu bekriegen. Es heißt man wollte sie austilgen, und dann auch beide Floridas von den Spaniern
nehmen, sie mit den vereinigten Staaten zu vereinigen. Rauben kostet freylich nicht
so viel als kauffen und ehrlich bezahlen. – Die Amerikaner bringen aber, wenn sie es durch-
setzen, eine grose Blutschuld über sich. Wie vieler Menschen Leben werden dadurch
muthwillig aufgeopfert! Nach der Constitution kann die Militz nicht ge-
zwungen werden über die Gräntzen zu gehen, auch kann sie nicht über 6 Monathe gehalten
werden, dann müssen sie wieder von andern, welche gezogen worden sind, abgelößt werden.
Die Soldaten und Feywilligen aber müssen gehen, wohin sie beordert werden.
Das erstemal traf das traurige Los meinen Sohn nicht. Das zweyte
mahl den 13. Jan. ruhete EbenEzerische Bosheit nicht, bis sie meinen Sohn auch zogen,
da sie den 12. Jan. unter den nichtigsten Vorwandte eine Zahl der zuerst Gedrafteten
frey gaben. Bey meinem Sohn, welchen die Militz Law wegen eines Anliegens
das er mit auf die Welt brachte, frey spricht, half keine Vorstellung. Auch mein von einem
Richter bestätigtes Zeugnis (Certificate) ward von einigen jungen Militz Offiecieren
in Effingham so verächtlich behandelt, so daß sie ausschäumten , sie könnten es nicht lesen.
Es war doch englisch geschrieben. Der Doctor dem es mein Sohn zeigte, sagte es wäre
vom Gericht, er wollte thun, was er könnte. Aber die Effinghamischen jungen Offie-
ciere waren so frech zu sagen, es wäre nicht wahr, sie fragten hier nichts nach dem Doctor.