pr. 24. März 1820
Ebenezer
den 7. Septbr. 1819
Verehrter Herr Rendant.
 
Gegenwärtig beantworte ich nur einige Punckte Ihres lieben Briefes, Halle den 24. Juny 1818. Für Medicin
hoffe ich künftigen Monath zu schreiben. Die gegenwärtige kränckliche Zeit hindert es, daß noch nicht alles wegen
der Subscribenten zur Richtigkeit gebracht werden konnte. In NeuYorck soll daß gelbe Fieber sich eingestellt
haben, in Philadelphia sollte es auch seyn, aber es hat sich nicht ausgebreitet, in Charleston, in S[üd]Carolina hat es
nur an manchen Orten Leute hingeraft, in den südlichern Staaten ist es nicht so ansteckend als in den nörd-
lichen. Für SpanigStöckgen und SonnenZeiger, da sie in Halle nicht zu haben sind, werde ich nicht
mehr schreiben. Sonnenzeiger sind hier in diesem Waldlande von sehr grosen Nutzen, daß man weis, wie
man daran ist, in Ansehung der Zeit.
Daß EbenEzer so sehr verfallen ist, ist wirklich ein göttliches Gericht. Diese üble Gemeine, wo
eine beträchtliche Zahl dem Laster der Trunckenheit wie auch andern üblen Dingen ergeben ist, kann ein
warnendes Beyspiel seyn für viele andere Gemeinen. Wenn ich Ihnen alles deutlich machen sollte,
so müßte ich mich mit Ihnen mündlich unterreden können. Der Grund darzu ward schon in den Zeiten der ersten
Prediger gelegt. Diese Gemeine wurde zu sehr erhoben, so daß man sie über die Missionen hinaufsetzte. Bey-
de Urlsperger haben die Sache übertrieben. Die Saltzburger wurden, wegen ihrer Vorzüge und Privilegien
vor andern Deutschen, die ihnen als Knechte und Mägde dienen musten, stoltz. Dann wurde der Ausgang aus ihrem
Vaterlande zu sehr erhoben. Durch Leiden wird man bewährt, durch Lob verderbt.
Der Streit zu Rabenhorsts und Triebners Zeiten war ein so unseliges Ereignis, daß der
Sache nicht mehr abzuhelffen war. Welche Summen sind vor meiner Zeit an EbenEzer verschwendet worden,
wie übel wurden sie durchgebracht! Nichts wurde in Sicherheit gesetzt und obrigkeitlich bestätiget, die Engelländer
nahmen das beste Land weg. Man hat nie rechte Nachricht bekommen, wie es mit EbenEzer stünde.
In der jetzigen republikanischen, ich mag wohl sagen wilden Verfassung, wo eine Seckte nach der
andern aufkommt, denn jede Parthey hat auch wieder nebenPartheyen, ist nichts auszurichten.
Die amerikanischen Frommen die viel von Religion sprechen dabey aber zum Theil zu sehr auf Selbst-
Interesse bedacht sind, tadeln immer andere Religionen, die Lutherische Denomination wird sehr durchge-
zogen besonders die AbendmahlsLehre. Hier wäre wohl in den Ausdrückungen//en// eine Aenderung zu treffen,
denn manche geben Veranlaßung zu höchst widersinnigen Begriffen. Man hätte sollen bey der H[eiligen] Schrift
stehen bleiben. Die deutsche Sprache wird von Deutschen selbst in niedrigen Ausdrücken verspottet. Die herumschwei-
fenden Predigern, sie sind in Südcarolina fast alle gestorben, haben der Lutherischen Kirche einen immer
währenden Schandfleck angehängt.
Meiner wäre man gern von Anfang meines Hierseyns gern entledigt gewesen. Die Rabenhorstische
und Triebnerische Parthey haßten mich. Sie haben es auch beyde durch die That gezeigt. Aber ihrer Freund-
schaft bedurfte ich auch nicht, und ihre Räncke sind zu verabscheuen. Dr. Urlsperger hat einseitig und partheyisch
über den Pastor Triebner geurtheilt, in Augsburg wurde ich einige Zeit mit den EbenEzerischen Streitigkeiten unter-
halten, die ich durchlas. Der alte sel. Senior Muhlenberg wurde vom Dr. Urlsperger der Partheylichkeit beschul-
digt, und Rabenhorsts Gegengründe wurden sogleich ohne Grund verworffen.
Das Bond von 649 Pfund – Urlsperger wollte es haben, auch der Pastor Triebner. Keinen von beiden gehörte
es. – Man wollte mich zweymal bereden zu einer Unterschrift, so wäre es auf immer verlohren gewe-
sen. Diesen Fallen bin ich entgangen. Auch wollten es die Engelländer wegnehmen. Aber sie konnten es
nicht. Es wäre der Constitution entgegen gewesen. Keine Denomination kann gezwungen werden, zu einer andern
Beytrage zu geben. Es ist deutsche Property, der hiesigen Gemeine zur Besoldung eines Predigers gegeben,