An Herrn Pastor Nebe!
praes. d. 12. Jul.
EbenEzer,
den 22. April,
1800.
Geliebter Bruder im HErrn!
Der noch fortdauernde blutige und beyspiellose Krieg hätte mich wohl vom Schreiben abhalten
können. Doch habe ich es im Nahmen des HErrn gewagt, der die Hertzen der Menschen in seiner
Hand hat, daß sie nicht handeln können wie sie wollen. Man hofte hier vor einiger Zeit, es
würde ein dauerhafter Friede geschlossen werden. Da aber die Menschen leider immer ärger
werden, so ist es wohl noch nicht zu erwarten. Es ist gar wunderbar, daß diese Staaten von
kriegerischen und und feindlichen Anfällen frey bleiben. Das ist mir noch ein starker Beweis, daß
glaubige Bether in Amerika, die ich zwar nicht alle aber doch manche kenne, die Gefahr durch die
Hülfe des HErrn zurückgetrieben haben, oder der HErr beweiset noch große Gedult an diesen
Staaten, in welche alle Greuel aus der alten Welt herüber gebracht wurden. Von Georgien konnte
ich zwar in Absicht des Christenthums keine erfreuliche Nachricht geben, doch ist auch hier nicht alles
aus. Der HErr kennet die Seinen. Wir leben auch hier so zerstreuet auseinander und können uns
nicht so oft sehen und sprechen wie in Deutschland. Von Herrn Dr. Urlsperger habe ich seit langer
Zeit keine Nachricht erhalten, so sahen ich in den Zeitungen, daß auch die Züge der Kriegsheere
durch Augsburg gehen. Deutschland wird wohl hart heimgesucht. Zuvor hat man den Zeugnissen der
Knechte Gottes kein Gehör geben wollen. Bey der Mühe, die Anfoderung//en// des Waisenhauses an
das Rabenhorstische Vermächtniß durch dringende Vorstellungen einigen Nachdruck zu geben, ist
doch bisher alles fruchtlos gewesen. Die Trustees können jetzt selbst nichts thun, wir sind in Besorg-
nis daß der gröste Theil des Capitals da Habersham gestorben ist, und seine hinterlassene Schul-
den bey weiten nicht bezahlt werden können, verlohren gehen wird. Wenn ich es Ihnen mündlich sagen
könnte, was man in Briefen nicht gern schreibt, und nicht wohl schreiben kann, so würden Sie sich
wundern über den Betrug der hier unter dem Schein der Aufrichtigkeit gespielt wird. Die
Gemeine hat sich nunmehr entschlossen für alles was verschrieben wird, willig gern und richtig
zu zahlen, und da man nicht immer Gelegenheit hat, wie man will, so trugen mir die Unter-
schriebenen dringend auf, für Bücher und Artzeney zu schreiben. Das Geld wird richtig übermacht
werden, so bald die Sachen angekommen sind. Der Kaufmann in Charleston Herr Caspar C.
Shutt der ein Deutscher ist, hat versprochen, mir alles richtig zu besorgen. Es liegt mir die Sache
sehr an. Die Nahmen der Unterschriebenen sind beygelegt. Die EbenEzerische Schule besteth noch
und ich hoffe sie wird mit göttlicher Hülfe fernern bestehen. Der Schullehrer ist ein sehr junger
Mann wie Sie aus den vorigen Brief ersehen. Er hat sich verheyrathet, ist aber sehr hitzig, doch
kann er t nicht thun wie er will. Die Vorsteher haben ihm Gesetze vorgeschrieben. Herr Pastor Triebner
hat ihm eine gute Erziehung gegeben. Dr. Burkhardt und Triebner sind sich einander zuwider.