An Herrn Pastor und Inspector Nebe.1
praes. m. Oct. 1800
resp. d. 24. Feb. 1801
EbenEzer,
den 14. Jen.
1800.
Theurer Freund und Bruder im HErrn!
Die Küste mit den Büchern ist hier richtig angekommen, mein Brief wo ich Nachricht davon gab, daß
sie in Charleston angekommen wäre werden Sie nun wohl bald indem ich dieses schreibe, erhalten.
Auf die Bibeln und Gesangbücher war man sehr begierig. Auch die Predigtbücher sind angenehm.
Die Leute, die noch etwas Gutes zeigen, wohnen so weit von mir entfernt, daß sie nicht alle-
mal den öffentlichen Versammlungen beywohnen können. Wenn es heißt, es kommt Nachricht
aus Deutschland so ist es des Sonntags allemahl zahlreicher als zu andern Zeiten. Man muß hier-
bey alle Gelegenheit ergreiffen, Aufmerksamkeit zu erwecken. Lavaters Nachdenken über
sich selbst M. Jost kurtzer Unterricht p. und die glücklichen Folgen einer guten und gottgefälli-
gen Kinderzucht pp. werden nicht ohne Wirkung seyn, wenn nicht bey allen doch bey manchen.
Zu bedauern ist es, daß hier unter denTrustees und Vorstehern böse Leute sind, die durch ihr
Beispiel der Jugend Aergerniß geben. Die LandesFreiheit läßt es nicht ändern. Das Ra-
benhorstische Capital wird noch lange aufgehalten werden, ich habe deswegen auch an dem Herrn
Dr. Urlsperger geschrieben. Die Trustees sagen hier, was fragen wir nach dem Dr. Ich habe
in allem Frieden mit manchen wegen der Anfoderungen des Waisenshauses und der ostindi-
schen Mission geprochen, hier zeigten sie sich fast geneigter als gegen Dr. Urlspergers An-
fodrungen. Hier macht der alte 70jährige Waldhauer Einwendungen, er sagt das Geld
wäre ihm im Kriege gestohlen worden, dieser Mann ist jetzt sehr elend und nach menschlichen
Ansehen seinem Ende nahe. Er hat viel Geld an die Advocaten verschwendet und bisher den
grösten Nachtheil daran erfahren. So bald er todt ist wird sein estate von den Trustees an-
gegriffen werden. Ein Gentleman in Savannah der von Rabenhorst Geld lehnte starb im vergan-
genen Sommer 99 in Savannah, de//ssen Estate// kann binnen Jahres Frist nicht angegriffen werden, er
[is]t auch sehr viel schuldig geblieben, daß die Sachen hier sehr mißlich stehen kann jeder leicht be-
greiffen. Ich brachte mich mit den Meinen durch göttliche Hülfe bisher ehrlich durch, ohne zu gei-
tzigen und eine gewisse Besoldung zu haben, ob sie mir gleich gegenwärtig ausgesetzt worden
ist. Die Trustees können sie mir nicht geben, weil von den zur Gemeine gegenwärtig gehörigen
Geldern nicht so viel einkommt, und manche borgen und bezahlen die Interesse nicht. Ich preise den
HErrn dessen Güte es so gelenkt hat, daß ich in keine irdischen Angelegenheiten verwickelt ward.
Wüste der Herr Dr. Urlsperger wie hier ehemals hausgehalten worden ist, er würde gantz andere
Gedanken bekommen. Ich habe ihn bisher gegen allen Widerwillen mancher übelgesinnter Menschen
das Wort geredet. Eine solche Subordination die man sich in Deutschland denkt, darf man
hier bei gegenwärtigen Umständen nicht erwarten. Auch habe ich den Herrn Dr. Urlsperger Vor-
schläge gethan wie es etwa anzufangen wäre das Capital zu heben, wenn anders Herr P[astor] Triebner
die Schreiben richtig nach Augsburg übersendet hat. Es war im Jahr 97. Ich wuste damals keine andere

  1. Notiz von der Hand Johann Friedrich Nebes, Rand unten: habe ihm mit Herrn P[astor] Mühlenbergs Sachen gemeldet, daß ich das 3. und 4. Stück der Ewaldscher Monatsschrift schicke, und daß, in hiesiger Schuld 137 Taler und 6 Groschen in Golden sey.