Pr. 1. Sept. 6.
EbenEzer,
den 17. Mart.
1806
resp. d. 24 Jul. 1807.1
In Christo geliebter Bruder!2
Sie werden mich entschuldigen, daß ich nicht gleich, sobald die Kiste ankam geantwortet
habe. Den 5.Dec. im vorigen Jahre erhielt ich Nachricht davon. Den 9. darauf reißte
ich nach Savannah mit großen GSchmertzen, und mit noch empfindlichern Schmertz eilte
ich wieder den 11. nach EbenEzer. Doch habe ich mein Amt unausgesetzt verrichten
können, wie wohl unter heftigen Schmertz im Rücken und an der lincken Seite, bis nach dem
Fest der Erscheinung Christi. Die ChristTage, der NeuJahrsTag und der erwähnte Tag wer-
den hier nicht gefeiert, ausser in EbenEzer. Den 13. Jan. kam die Artzeney und Bücher
Kiste an. Doch hatte ich viel Mühe wegen ihrer Schwere sie in mein Haus zu bringen, da meine
beiden Nachbarn kranck waren. Mit Büchern sind wir hier jetzt hinlänglich versehen, und
das Deutsche achtet man leider! sehr wenig, ausser diejenigen, welche noch christlich gesinnt
sind. Die das Englische so lieben, thun es aus Stoltz und Eitelkeit, denn christlich englische Schrif-
ten begehren sie gar nicht. Vom Dec. im vorigen Jahre bis zum Febr. in diesem gegenwärti-
gen habe ich viel Schmertzen gehabt. Den 1. und 2. Epiphanias Sonntag konnte ich nicht
predigen. Im Jan. war es sehr kalt, meine Schmertzen vermehrten sich. Doch fieng ich wieder
an zu predigen. Aber 2 mahl konnte ich es nicht aushalten. Bei manchen fruchtet doch das Wort.
Als ich solche Schmertzen empfand bezeigten etliche redlich gesinnte ihr Mitleiden. Ein Dr. Jesse
Bell 3 Meilen von mir wohnhaft fand endlich die Kranckheit aus. Es war ein Gravel wie
man es englisch nennt. Er würde mich wie er sagte, auf der Stelle getödet haben. Anfangs
besorgte er es wäre die weise Schwulst, andere meinten es wären Rheumtism. Ich schmierte
mich mit British oil, wegen den Rückenschmertz, brauchte ich Fett von der Klapperschlange,
es half aber nichts, ich legte mir ein Pflaster von schwartzen Wurtzeln zubereitet auf
den Rücken, es half auch nichts. Ich schmierte mich mit bals. cephalic aber es war vergeblich.
Die essentia dulcis verschafte mir in grosen Schmertzen des Nachts noch einige Ruhe. Mit
Schmertzen legte ich mich nieder, mit Schmertzen standt ich auf. Mit Schmertzen muste ich mich
setzen, und mit Schmertzen gieng ich ein wenig herum. Wenn ich mich ein wenig bewegte
so empfand ich auf beide Seiten die heftigsten Schmertzen, wollte ich nur ein paar Zeilen
schreiben so konnte es nicht ohne Schmertz geschehen, ich muste es bisweilen gantz und gar
unterlassen. Ein redlicher Freund, der auch ehemals etwas von solchen Schmertzen gefühlt
hatte schickte den Dr. zu mir, dieser gab mir einen Thon, welcher gute Wirkungen hatte. Binnen
einer Zeit von 8 Tagen legten sich die Schmertzen. Die Pleurisy rafte auch im Jan. manche
Leute hin, besonders in Savannah. In der hiesige Gemeine starben nur 2. Im vergangenem
Jahre nahm der HErr meine viertes Kind am 26. Aug. um 11 Uhr in der Nacht zu sich. Es war eine
Tochter Maria Elisabeth. 3 Jahr 10 Monath, ein liebliches und verständiges Kind. 2 hoffnungs-
volle Kinder ein Sohn 1793 und eine Tochter 1805 sind mir nun vorangegangen. Die Kranck-
heiten waren im vergangenen Jahre im Herbst so heftig, daß man in diesem Lande seit 30

  1. Notiz von Jakob Gysbert van der Smissen rechts oben: Ich habe diesen Brief, da er offen beylag, per consensum praesumtum gleich gelesen. 
  2. Notiz von Nebe links oben: NB Ich habe vorläufig wegen des Geldes an ihn geschrieben den 20. Februar 1807.