Hatte ich ihn darzu überredet, daß er sein Vermögen aufgeben sollte? Hatte ich ihn überredet, daß er die
SchullehrerStelle in EbenEzer annehmen möchte? Ich bin von Gebrechen die ich dem HErrn täglich bekenne
nicht frey, aber ich verdiente doch nicht auch nur nach äußerl. Erbarkeit so niederträchtig behan-
delt und geschimpft zu werden als mich dieser unbiegsame Grobian behandelt hat. Wer ein wah-
rer Christ seyn will, muß sich in America eben so verhalten als in Deutschland. – Doch
Gottlob bis hieher bin ich noch nicht zu Grunde gegangen. Auf Herrn P[robsts] Abzug von EbenEzer soll
nach seinen DrohWorten mein Ruin folgen. Wenn es Gott zugelassen hätte , würde er frey-
lich unbarmherzig mit mir umgegangen seyn, ich würde entweder meinen Geist haben auf-
geben müssen, oder wäre gezwungen worden EbenEzer zu verlassen. Sonach wäre ich im
äußerlichen in die jämmerlichsten Umstände durch einen Freund aus Deutschland in
dieser neuen Welt versetzt worden. Ich wünsche, daß es dem Herrn P[robst] recht wohl gehen
mag, ich schreibe nunmehr nichts wieder von ihn. In unserer Provinz Georgien geth es an man-
chen Orten, besonders über Augusta sehr wild zu. Die Indianer haben 2 Weiße erschossen. Ein We[iße]r
Captain rächt sich und läßt 11 Indianer ermordern. Diese haben nun mit Krieg gedrohet. De[r]
HErr wende doch alles Blutvergießen in Gnaden ab. Die Neger wurden im May zum Gehorsam
gebracht. Die Caroliner und Georgier vereinigten sich und trieben sie mit Hülfe der Indianer,
die unter den Weißen in Carolina wohnen aus den Schwämmen. Die Anführer wurden gehängt und
ihre Köpfe auf Pfähle an der Straße von Eb[enezer] nach Sav[annah] gesteckt. Wir haben auch einen
überaus heissen Sommer. Der Monath August wird immer der RegenMonath genannt. Dieses Jahr
ist er aber gantz trocken, so daß wir nach einen wohlthätigen Regen wegen des zu späth
gesteckten Indianischen Korns sehr schmachten. Seit dem Ausgang des Monaths Junij hat mich
einen heftiges 3tägiges Fieber überfallen, daß meich bey der großen Hitze sehr abgemattet
werde. Ich muß den Fieber seinen völligen Lauf lassen, bis es selbst aufhört. Ein jeder
der ins Land kommt muß ein Fieber aushalten. Das 3tägige dauert nur am längsten. Bey
manchen Leuten hat es gantze Jahre lang angehalten. Mit der PredigerPlantagen und übrigen
Verlassenschaft Herrn Rabenhorsts sieht es nicht nur äußerst verworren aus, sondern es
scheint auch, als wenn gar keine Hoffnung mehr wäre, daß man etwas bekommen
wird. Es bleibt nichts übrig als die 1300 Morgen Landes. Waldhauer muß und soll
freylich für alles stehen. Aber ihn mit Gewalt anzugreiffen, wäre zu kostbar, da überdies
Betrügerey und die unverantwortlichste Treulosigkeit im Lande herrscht, und alle
Billigkeit und Gerechtigkeit mit Füssen getreten wird. Die Briefe an dem Herrn Director Hochwürden
und Herrn Oberaufseher v. Burgsdorf bitte ich gehorsamst mit zu bestellen. Herrn Probst gab ich 4 Guinees
mit mir Bücher zu kauffen. Wenn er in solche Umstände käme, daß er das Geld selbst brauchte, so sollte er
sie behalten. Gieb er sie aber heraus, so machen Sie damit mit dem Herrn Oberaufseher v. Burgsdorf was Ihnen
beliebt. Schließen Sie hieraus ja nicht auf meinen Reichthum, darum gieng ich nicht nach America. Grüßen Sie
die lieben Ihrigen. Herrn Pastor Neben und den Seinigen, Herrn Pastor Niemeyer und Opern bitte mich zu empfehlen. Die
Gnade unsers HErrn Jesu Christi sey mit uns! Vergeben Sie mir meine Fehler, ich nehme alle Ermah-
nungen von Ihnen gern an. Gedenken Sie auch meiner und die l. Gemeine fleißig im Gebeth vor dem HErrn. Ich bin
Würdiger Vater im HErrn
Ihr
ergebener Diener u. Fürbitter bey Gott,
Johann Ernst Bergmann.