ist freilich ein noch wüstes Land. Savannah, und die Gegenden über Augusta
werden jetzt stark bevölkert. Es ist aber lautes wildes Volk, das sich
niederläst. Um Friderica herum wohnen noch einige Pfältzer, sonst ist
der Ort gäntzlich zerstört. Würdigt mich doch der treue Gott in der geor-
gianischen Wüste Buße und Glauben zu predigen. Leugnen kann ich e[s n]icht,
daß ich oft sehr niedergeschlagen bin über den bejammernswürdigen Zustand
des Christenthums. Man muß auch hier tragen was der Natur äusserst
zuwider ist, wenn man sein Amt redlich ausrichten will. Doch kann ich
auch aus Erfahrung sagen, Deine Tröstungen ergötzen mich. Wenn man in
Amerika auch mehr leiden muß, als die Herren Prediger in Deutschland,
so wird man auch reichlicher getröstet. Wer die Leute in ihrer Sicherheit
hingehen läst, der hat auch hier in Amerika gute Zeit. Läst man es sich
aber ein Ernst seyn, dann stehen gleich Widersacher auf. Doch habe ich auch
erfahren, daß die armen Menschen ohne Gottes Zulassung nichts thun kön-
nen. Schon zweymal wollte man mich vorm Court verklagen. Einmal
warnte ich die Selbstgerechten, ohne jedoch jemand zu nennen, ich charack-
terisirte aber die Leute genau, weil es nöthig war. Hierauf entstand
ein entsetzlicher Lerm. Als dann sollte ich einen reformirten Mann,
der ein Ertzbösewicht ist, das Heilige Abendmahl reichen, das mir gar
nicht zugemuthet werden konnte. Dieser Mann wollte die Gemeine [a]uf-
wiegeln, lästerte entsetzlich auf mich, er erreichte aber doch seine Absicht
nicht. Solche Angriffe verursachen vielen Kummer, doch wird man auch da-
durch recht ins Gebeth hineingetrieben. Wenn das nicht wäre, so wäre
ich nicht durchs Gedränge gekommen. Doch wolle mich der HErr in Gna-
den vor den Gedanken bewahren, ich thue, was ich kann. Ich sage vielmehr
HErr! gehe nicht ins Gericht. Meine Schwermuth in die ich verfalle, will ich
nicht leugnen, das ist eben das große Verderben des Hertzens, daß man sich
gerne auch disfalls entschuldigt. Die Melancholie ist bey mir ein harter Feind,
mit welchen ich heftig kämpfen muß. Jedoch schenkt mir der HErr auch Erqui-
ckungsstundten. An Dinge die einmal geschehen sind, will ich nicht mehr
denken, auch nichts mehr von Personen schreiben, die in der Ewigkeit sind. Es
macht mir hernach vielen Kummer. Daß aber der unselige PredigerZank,
der Krieg würde es nicht gethan haben, wenn jener nicht vorher gieng, EbenEzer
zu Grunde gerichtet hat, wollte ich aller Welt, Sed cui bono? vor Augen
legen. Herr D[oktor] Urlsperger denkt, es sei hier in Georgien alles so leicht
zu erzwingen als in Augsburg. Er will das Capital gleich bekommen, er
mag ja nur herein kommen. – Ohnmöglich können Dinge, die sich auf leere Pro-
jeckte und Kannengießereyen gründen, dem göttlichen Willen gemäß seyn. –