Meine im Herrn hertzlich geliebten Schüler,
 

Es hat mich zwar die göttliche wunderbahre Vorsehung von euch dem Leibe
nach abgesondert, doch kan ich treulich versichern, daß ich ohn Unterlaß in meinem
armen Gebet eurer gedencke und mit meinem Geiste bey euch und sonderl.
bey denen, die unter euch Gott fürchten, gegenwärtig bin. Ich habe euch alle,
so lange mich der liebe Gott gewürdiget bey euch zu seyn, von Hertzen lieb
gehabt, des giebt mir mein Gewißen Zeugniß. Nun ich aber nach Gottes
Willen von euch gehen müßen, erkenne ich ietzt mit mehrerer Empfin-
dung, wie sehr ihr und euer Heil mir am Hertzen gelegen. Daß
ichs mit Worten ausdrücken könte, wie mein Hertz ietzt gegen euch alle
gestellt ist. Dem Herrn ist bekandt, vor dessen heiligen Angesicht ich mich
oft eurethalben in den Staub lege, und ringe für euch, wil es auch
durch die Gnade Gottes noch ferner thun, daß er euch alle, alle, keinen
ausgenommen, in seine Vater- und Liebes-Arme ziehen und euch schon in
eurer zarten Jugend erfahren und schmecken laße, wie freundlich er ist.
Ach möchte ich euch doch alle in die Arme faßen und in den Schooß
unsers allerliebsten Heylandes tragen können, wie hertzlich gerne wolte ichs
thun, und meinem liebsten Jesu, seinen Vater und allen heiligen
Engeln recht große Freude dadurch machen. Doch was ich armer Wurm
nicht thun kan, und was andre eure liebe Lehrer nicht thun können,
wil unser freundlicher Immanuel selbst thun. Er stehet vor eurer Hertzens-
thür und klopfet an, merckt doch ja auf seine brüderliche
Lock-Stimme: er wil euch unter seine Gnaden-Flügel sammlen,
euch umfaßen, und als liebe in seinem Blute gewaschene Lämmer
in den Schooß seines und unsers lieben himmlischen Vaters tragen.
Ach meine liebe Schüler, ich muß ein Wort sagen, daran ich oft
mit großen Schmertzen gedacht. Es sind viele unter euch, die es
nicht besser machen als Math. XXIII, wo von den unartigen Juden
steht: Ihr habt nicht gewolt. Das sind schreckliche Worte: Jesus,