HochEhrwürdiger
In dem Herrn Jesu Werthgeschätzter Herr Professor,
 
Ew. HochEhrwürden Liebes- und Trost-volle Briefe von unterschiedenen datis
als vom 31 Aug. 1 und 21 Sept. 10 Xbr. des vorigen und vom 5 und
8 Febr. dieses Jahres sind uns durch die Vorsorge unsers Werthesten Herrn HoffPrediger
Ziegenhagen richtig überliefert, und haben bey uns und unserer lieben
Gemeine in unsern noch fortgehenden Prüfungs Stunden vielen geistli-
chen Nutzen gehabt. Wir empfangen allemahl durch Gottes Gnade durch
neue Briefe aus Europa neue Ermunterungen zum weitern Fortschrei-
ten und Ausharren auf den Leidensfußsteigen, darauf uns die wunderbahre
Providenz Gottes wieder unser und anderer Vermuthen geführt hat.
Und ob es uns zwar der liebe Gott aus seinem Worte an der Er-
kentniß seiner wunderbahren Wege und zugleich an Trost nicht fehlen
läßt, so hat es doch bey uns und unsern Zuhörern allemahl einen
großen Eindruck, wenn sich Knechte und Kinder Gottes unsre Noth
zu Hertzen gehen laßen, und uns aus eigener Leidens Erfahrung Rath
und Trost aus der Ferne zu rufen. Da Sie denn aus unserm ietzigen
Diario den gegenwärtigen statum unsrer Gemeine, der dem vorigen
noch immer ziemlich ähnlich ist, erkennen werden, so zweifflen wir
nicht, Sie werden nebst unsern theuersten Freunden in Halle theils die
unverdiente Güte des Herrn, nach welcher er es mit uns noch
nicht gar aus seyn läßt, preisen, theils die Noth, die uns noch durch
den barmhertzigen und liebesvollen Heylande in Ihrem Gebete ferner empfehlen,
theils aber in Ihren nächsten Zuschrifften, mit dero Rath und Trost uns
aufs neue zu Hülffe zu kommen suchen. Die ewige Weißheit und Liebe
Gottes erkennets uns ohn Zweiffel viel heilsamer zu seyn, uns solche Wege
zu führen, die den Führungen seines Volcks in der alten und neuen Zeit
gar ähnlich sind, als uns in solche Umstände kommen zu laßen, darinn
es dem Leibe zwar gemächlich und wohl gehet, dabey aber der Geist der
dem Unflath der Welt einmahl entflohen ist, almehlig wieder eingeschläf-
fert, und in die Liebe des Irdischen nach und nach wieder eingeflochten
werden kan. Solche Leidens-Wege sind doch für diejenigen, die
in der Wahrheit als Pilgrime und Fremdlinge ins Himmliche Vaterland eilen
die sichersten Wege, ob sie gleich dem Fleische bitter und unbequem sind.
Wir können nur ruhig seyn, weil uns unser Gewißen das Zeugniß
giebt, wir haben an öfftern nöthigen und gründlichen Vorstellungen
hir im Lande und in Londen nichts ermangeln laßen, und haben auch an
dero rechtschaffene Freunde und Gönner aus unsern Briefen und Diariis
mehrmal Anlaß genommen, unsere Sache, als wenn Sie Ihr eigen
wäre, mit nöthigem Ernst und Weißheit bey den Superioribus
zu treiben, und darüber ernstlich zum Herrn als dem einigen besten