I. N. I.
Weil es Herr Thilo bey den neulichen Unordnungen, die dem Herrn Prof. Francken den 27ten Febr. st.v. 1738.
berichtet sind, nicht läßt, sondern darin immer weiter geht, u. s. Irrthümer auch andern mit Wort u. Exempel beyzu-
bringen sucht, so finden wir uns genöthiget, s. Verhalten Stückweise, so wie sichs nach u. nach offenbahret,
aufzusetzen, damit wir alles zu seiner Zeit unsern Vätern in Christo zu ihrer Prüffung und unserer Be-
lehrung vorlegen können.
Nicht lange nach s. Ankunfft hat er sich mit einigen rechtschaffenen Seelen, die theils im Waysenhause sind,
theils dort Erbauung wegen aus und eingehen, bekant gemacht, die denn auch zu ihm bald ein gutes
Vertrauen gefaßt, weil ihnen sein uns überschriebener Character schon vor s. Anherkunfft war bekant
gemacht worden, sie auch viel erbauliches an ihm gemercket haben. Sonderlich hat er in der Kalcherin etwas ge-
funden, das ihm angestanden, daher er ihr mehrmahl zugesprochen und endlich angetragen, mit ihr ein
geistl. Bruder- u. Schwestern-Band, so wie er in Halle mit 2 Weibs-Persohnen gehabt.
Vorher aber legt er ihr einige Fragen vor: 1. ob sie wolle allen absagen, Leib u. Leben, Mann u. Kind,
u. allen Menschen? 2. ob sie alle Kind Gts, u. also auch ihn hertzl. u. redlich lieben wolle, so, daß sie
ihr Leben u. alles für ihn laßen wolle? Diese zweyte Frage hat ihr Bedencken gemacht, doch weil sie
schrifftmäßig zu seyn geschienen, hat sie drein gewilliget. Darauf er ihr s. Bruderschafft zugesagt p
Weil er n un aber an ihr noch etwas gefunden, das ihn gehindert in seinen, vieleicht unartigen Absichten
weiter zu gehen, so hat er sich eiffrig angelegen seyn laßen, diese Hinderung zu heben. er hat nemlich
ihr u. andern mehrmahl gesagt, sie hätten noch etwas, daran ihr Hertz hinge, sie solten sich nur
prüfen, sie würden es schon finden, sie müsten von allen Dingen u. Menschen loß. Nicht lange darauf
sagt er s. Meinung näher, nemlich er nimmt den Kalcher, sein Weib und andere in den Waysen-
Haus-Garten, u. redet sie so an: Ach es ist eine große Noth in der Gemeine, betet doch, daß sie
wegkomme, nemlich alle Leute in EbenEzer treiben mit ihren Lehrern Abgötterey p welchen weit aus-
sehenden Ausdruck sie damahls nach der gesunden Lehre bestens gedeutet haben.
Nachdem er s. Zweck bey den beyden Briefen, welche er pro auctoritate zurückgehohlet wißen wolte, s. Zweck
nicht erreichet hat u. gesehen hat, daß Kalcher u. s. Weib sich hier u. in andern Dingen unsers Raths
bedienen, hat er s. Unwillen auf sehr unanständige Weise zu erkennen gegeben. Er hat mehrmahl Gelegenheit
gesucht mit der Kalcherin alleine zu reden, sie auch einmahl zu sich bestellt, worauf sie sich aber als
ein junges Weib wegert u. bittet, wenn er ihr was zu sagen hätte, so möchte er es vor ihrem Manne
thun p welches ihm sehr mißfallen hat. Er nimmt doch die Zeit in acht, wieder mit ihr allein zu reden,
u. kündiget ihr nun die Bruderschafft auf, will sie vor k. Schwester erkennen, u. sie solle sich ja nicht
unterstehen, ihn Bruder zu heißen, denn sie sey eine Götzen-Dienerin, u. also verflucht, die Prediger wären
ihre Götzen, die dazu falsch lehren p Zu diesen harten u. unverantwortl. Ausdrücken mag ihn verleitet
haben, als die Kalcherin ihm gesagt, daß sie sich nach nichts anders, als nach dem Worte des Herrn richten
würde, das sie von ihren Predigern höre, die sie als Knechte Gts rühmen hören, ehe sie hieher ge-
kommen sey, u. es auch so gefunden habe, dabey sie den Spruch anführet: Gehorchet euren Lehrern u. folget ihnen p
Weil er von der Bekümmerniß u. Traurigk. über die begangene Sünden gar verächtl. geredet,
u. das Exempel Petri, vielleicht auch des Weibes Joh. IV zur Bestärckung s. Meinung von der so
genannten Evangelischen geschwinden Buße angeführt, so hat sie ihn auf das gewiesen, was von dieser zur
Ordnung des Heils gehörigen materie an dem Exempel u. über die Worte Davids: Gedencke nicht der