In dem Herrn sehr Werther Herr Professor,
 
Ich nahm gestern nach den NachMittagsGottesDienst Gelegenheit
mit dem Herrn Thilo zu reden, als welcher zwar geraume
Zeit wieder gesund ist, doch nicht ausgehet, vielweniger zu
uns kommt, ob er wohl weiß, daß er uns allezeit lieb
und werth ist. Ich erinnerte ihn meiner neulichen Bitte,
alles das wegzuschaffen, was bißher die Vereinigung un-
serer Gemüther gehindert hätte, wodurch bey uns und
der Gemeine viel Schaden geschehen, da es hingegen derselben
zur Erbauung, wie auch zu vielen leibl. Guten dienen
würde, wenn wir als Brüder in Liebe u. Vertrauen mit
einander leben könten. Er gab zur Antwort, daß er
dem, wovon ich ihm neulich Vorschläge gethan, zwar nach-
gedacht hätte, sehe aber keine Möglichkeit unserer Har-
monie, weil wir dem, wovon er volle Uberzeugung
hätte, wiedersprächen u. nicht nachgeben wolten. Dabey
er auf mein Begehren weiter herausgieng: es hätte ihn neml.
der liebe Heyland mit dem Dono immediato & extraordina-
rio Spiritus S. begabet, deßen Leitung folge er, u. kehre
sich weiter an kein Raisoniren, worzu sonst seine
Vernunfft eben so wohl wie die Unsrige geneigt sey.
Daß er nicht in die Kirche und zum Abendmahl gehe,
sey keine Verachtung oder Aergerniß, sondern Gehor-
sam. Er habe rechtschaffen Lehrer kennen lernen, die
haben sich öffentl. solche Leute, wie er sey, mit Eiffer
angenommen, haben auch wohl öffentl. gesagt, sie
wünschten, daß alle ihre Zuhörer in der Gnade Gottes