Extract Schreibens der Herrn Prediger in EbenEzer
an den Herrn HoffPr. Ziegenh. dat. d. 26. Aug. 1738.
 
Die einige Sache worüber wir offt viel Traurigkeit haben betrifft
den Herrn Th. und sein Verhalten. Er separiert sich nicht allein noch
immer vom Gottesdienst u. H. Abendmahl sondern braucht auch
in der Medicin solche wunderl. u. ungewöhnl. Methoden,
daß fast jederman wünschet, er wäre nicht hier. Es geht alles
bey ihm durch außerordentl. Inspiration und Überzeugung des
H. Geistes, daher kommts, daß einige Patienten so viel vergebl.
zu ihm gehen, und zuletzt doch nichts bekommen. Nur eines
Exempels zu gedencken, so ist der Oestereicher Schmidt seit 4. Wochen
sehr hefftig und gefährl. kranck worden, dem er im Anfange seiner
Kranckheit nichts, da sie stärcker worden, alle Tage ein Pulver
oder Pillen, und als die Kranckheit am gefährlichsten war, gar
nichts gegeben hat. Das letzte mahl hatte er ein Pulver schon
in den Löffel gethan, um dem Patienten einzugeben, bekommt
aber plötzl. den Saptum es wieder einzupacken, und läßt von
der Zeit an den guten Mann in vielen Schmertzen und gefährl.
Symptomatibus liegen. Die Liebe drang uns ihm, gleichwie auch
seinem krancken hochschwangern Eheweibe von unser eignen
Artzney zu geben, welches Gott zu seinem Preise und zu des Mannes
Gesundheit schön geseegnet hat. Solche Anomalien macht er
bey jungen und alten, daher wir viel Klagen hören, um Artzeney,
Pflaster und allerley angesprochen werden, und allen Fleiß
anwenden ihre Gemüther zu besänfftigen. Die Leute wären sehr
übel dran, wenn sie sich mit dem Aderlassen nach ihm richten
und dabey erst auf seine Enthusiastische Überzeugung warten
müsten, so aber appliciret er sich hierauf nicht, sondern mein
lieber College Herr Gronau hat hierinn freye Hand, und verrichtet
es noch immer mit sehr guten Success u. zum Lobe Gottes. In
des Herrn Thilo's Wohnung sieht es noch immer nicht gar ordentl.
aus, und sorgen wir daher nicht ohne Grund, es werde vieles von
der Medicin, die er in schöner Quantitaet mitgebracht, und
hier aus der Apotheque zu sich genommen, Schaden nehmen,
ob er es wol, da ich ihn deßhalb erinnerte nicht Wort
haben wolte. Es läßt sich mit ihm nicht umgehen, wie
mit andern Verständigen Leuten; er antwortet auf die
vorgelegte Fragen entweder gar nicht, oder unvollkommen,