von 13 Maii
Hochwürdiger p
In Jesus theurester u. Werthester Herr Doctor,
 
An diesem Tage hat uns der gnädige Gott neue materie zum Lobe seines
großen u. herrlichen Namens in unser Hertz und Mund gelegt, indem wir
von savannah die erbauliche Nachricht erhielten, daß der liebe Gott un-
ser armes Gebet erhöret, und die große mit Büchern, Leinwand und
Artzeney erfüllte Kiste, welche mense Jun. a. p. von Halle abgeschickt
worden, über Charles-Town glücklich ankommen laßen, welche nun
durch unser heute abgeschicktes Boat zu unser aller Freude im Herrn nächste
Tagen an unsern Ort gebracht, u. auf christl. Weise nach Ew. Hochwür-
den u. anderer Werthen Wohlthäter guten Absicht vertheilet werden soll,
worzu uns der Herr selbst Weißheit u. Treue verleihen, auch uns und
unsere liebe Zuhörer durch den Geist der gnaden und des Gebetss ermuntern
wolle, von nun an im Gebet, Fürbitte u. Dancksagung im Namen unsers
Einigen HohenPriesters solchen Ernst u. Eiffer zu beweisen, daß auch unsere
Wertheste Wohlthäter davon einen wahren Nutzen verspühren. Ew. Hochwürden
u. andere mit Ihnen in Einem Sinne stehende Freunde sind uns recht
sonderlich lieb u. werth, u. ist durch die Gnade Gottes unsere Liebe zu Ihnen
so groß, daß wenn wir alles Ubel von Ihnen weg- u. allen Seegen
herzu beten könten, wir uns die gröste Freude daraus machen, u. des-
halb beständig vor der Thür der göttlivchen Erbarmung liegen u. betteln
wolten. Ihre geneigte u. abermahl sehr geseegnete Zuschrifft vom
12 Jan. a.c., welche wir heute empfiengen, hat unserm Gemüth
Freude u. Traurigkeit gebracht, u. soll uns auch fleißig auf
die Knie bringen den Herrn für das Erfreuliche hertzlich zu preisen,
die tristia aber seiner Erbarmung u. Mutter-Hertzen demüthig zu empfehlen.
Sehr erfreulich ist es uns, daß der ewig treue Gott Ew. Hochwürden un-
ter der großen last u. vielen Prüfungen, darunter Sie zu dieser
Leidenszeit stehen, an LeibesKräften bisher gestärcket, u. beym Leben erhalten,
auch Ihnen an einigen, sonderlich aber an dem Werthesten Herrn Adjuncto
Niemeyern viele Beyhülffe, Trost u. Erquickung geschencket hat. Er wolle
u. wird Ihnen auf die Zeit des Betens u. Wartens noch mehrere schen-
cken, mit denen Sie im Geist vor Einen Mann stehen, u. mit der
Schleuder des Worts noch manchen Riesen, der sich wieder das Reich
Jesu Christi, das doch fest gegründet ist, brüstet u. aufthürmet, //zu Boden werffen//.
Es liegt mir seit dem Sontage Misericord. Dom. das Eingangs
Sprüchlein Jer. III 15 welches mir die kleinen Kinder beym Besuch wie-
derfrisch in mein Gemüthe gebracht haben, offt im Sinne: Ich will euch
Hirten geben nach meinem Hertzen p welche theure Verheißung offenbahrl.
wie der folgende vers zeuget, auf die Zeit neues Testam. gehet.
Diese süße aller Annehmung würdige Verheißung hat Gott der Herr ungebeten
 
An Herrn D. Francken.