Eben Ezer in Georgien den 4 Jan. 1748
praes. den 12 Maii 1748.
Hochwürdiger und Hochgelahrter,
In dem Herrn Jesu theuer geschätzter Herr Doctor,
 
Wenn ich an das Werthe Halle als meine geistliche Geburths-Stadt
gedencke, so stimme ich in meinem Hertzen mit dem lieben Kö-
nige David ein: Wünschet dem Hallischen Jerusalem u. seinem
schönen Zweiglein, dem geseegneten Waysenhause daselbst, Glück;
es müße wohl gehen denen, die dich lieben u. dir Gutes gönnen.
Da ich ietzt zu Anfang des neuen Jahres gewürdiget werde
an Ew. Hochwürden zu schreiben, so finde sonderlich mein
Gemüthe mit guten Wünschen für dero theuerste Persohn und
Amt, wie auch für gantz Halle, das liebe Waysen-
Hauß u. alle zur Ehre Gottes u. Dienst der Menschen
angerichtete geseegnete Anstalten, gantz erfüllet, welche
ich auch in meinem schwachen öffentlichen u. geheimen Gebet
über die Stadt, Anstalten u. die Knechte Gottes daselbst aus-
zubreiten suche. Was der gnädige Vater im Himmel im vori-
gen Jahre an Ew. Hochwürden und seinem Wercke in
Halle gethan, wie er Schaden u. Unruhe von Ihnen abge-
wandt, und //Sie// seines Seegens auf der Universitaet, im
Ministerio u. Anstalten des W. H. theilhafftig gemacht,
ist mir zwar weiter nicht bekandt, als was ich aus den
letzten Briefen von der neuen Erweckung unter den Schülern
der Lateinischen Schule zu meiner Freude vernommen: ich glau-
be u. hoffe aber, der barmhertzige Gott werde mit seinem
Wercke u. mit seinen Knechten gewesen u. Sie mit Sieg und
Seegen zur Beschämung seiner Feinde und zur Freude u.
Lobgesang seiner Freunde mit Sieg u. Seegen gecrönt haben.
 
Herr D. Francke.