Ich wünsche mit meiner lieben Ehegenossin auch um dieser Ursache
willen, da anfängt ein ander Geschlecht unter uns aufzukommen,
daß sich unser Sohn nicht aus Liebe zu seinen Eltern sehnen möge
in Eben Ezer Lehrer zu seyn. Da ich leider! bey manche anfange
wenig zu gelten, und unsere nachdrücklichste aus Gesetz u. Evangel.
genommene Vorstellungen nicht weiter als in die Ohren fallen,
so würden sie aus ihm wegen seiner Jugend bey seiner Amts-
führung wenig genung machen. Gott wird ihn ja noch bey
Ew. Hochwürden Lebzeiten etwa ein Plätzchen zur Arbeit u.
seinen nothdürfftigen Unterhalt anweisen. Er mache ihn nur
zum Gefäß seiner Barmhertzigkeit und Werckzeug seiner Gnade.
Der werthe auch alt und schwach gewordene Herr P. Mühlenberg
hat sich in einigen Briefen gegen mich mercken lassen, daß er
ihn gern zum Collegen in Philadelphia hätte, wo wieder ich
auch nichts haben wolte, wenn es seine und meine Hochwürdige
Väter für gut fänden: Nur des Herrn Wille geschehe!
Unsere Einwohner kommen zu guter leiblicher Nahrung, es kaufft
sich aber der grosse Gott dadurch bey manchen gleichsam Feinde
mit seinem eigenen Gelde. Die grossse Liebe zu Mohren Scla-
ven u. zum Reichwerden verdirbt manches, u. an dieser armen
Sclaven Seelen wird nichts gewandt ausser daß die Neger-
Kindlein getaufft werden, welches sonst nicht einmal an andern
Orten geschieht. Die Seide ist einige Jahre her wohlgerathen, das
macht sie vermögend Negers zu kauffen. Jetzt dringt der Herr
Gouverneur drauf, daß die Seide nächstes Jahr auch an unserm
Orte abgesponnen werden soll, welches eine neue Wohlthat ist.
Gute Ernte bescheret uns Gott auch jährlich; ich wünschte aber
ich dürffte die Klage Worte Gottes Jer. 5, 23-25 nicht auch
auf viele unter uns appliciren. Die alte redliche Saltzburger
gehen nach und nach heim ins himmliche Vaterland, und mich
wird Gott wegen meines angehenden Alters u. mancherley ver-
spürten (ob wol bisher noch gar erträglichen) Schwachheitem
auch bald mit Gnaden aus diesem Jammerthal zu sich nehmen
in den Himmel. Amen.
Ich grüsse schlüßlich Ew. Hochwürden, dero theuerste Frau Ge-
mahlin und alle dero wertheste von mir sehr hochgeschätzte
treue Mitarbeiter in den lieben Anstalten, Ministerio und
in der theolog. Facultaet aufs hertzlichste und verbleibe mit
demüthiger Empfehlung in dero ferner Fürbitte und Gewogenheit
Ew. Hochwürden
Zu Gebet, Lieb und Dienst ergebenster
Johann Martin Boltzius
EbenEzer den 24 Junii
1765