EbenEzer den 5 Novemb.
1765.
Hochwürdiger und Hochgelahrter,
Mein theuerster und in Christo hochgeschätzter
Herr HoffPrediger,
Es scheinet dieses mein letzter Brief zu seyn, den ich
ietzt an Ew. Hochwürden mit sehr schwacher Hand und
Augen schreibe. Es sind just 2 Monath, da ich ich des
lieben Herrn Paschens werthen Brief vom 4 Julii a. c.
an Ew. Hochwürden beantwortete, und schon einen
starcken Anfall der gegenwärtigen tödlich scheinenden Krank-
heit fühlte, welche sich fast von Tage zu Tage ver-
mehret hat, daß ich von einem schleichenden Fieber gantz
ausgezehrt, wie ein Sceleton worden, und so von allen
Kräfften gekommen bin, daß ich kaum einige Schritte gehen,
übrigens aber wegen ungemein-grosser Mattigkeit gar
keine Geschäffte verrichten kan, sondern mich nur in Christo
auf ein seliges Ende durch seinen Geist, durchs Wort
und Gebet immer näher zubereite. Es heißt bey mir
Gott Lob! Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben
wir, so sterben wir dem Herrn: darum wir leben oder
sterben, so sind wir des Herrn. O welche Seligkeit ist
das. O Gott sey doch aufs aller innigste für seinen
lieben eingebornen uns Sündern, auch mir dem vornehmsten
geschenckten Sohn gelobet, mit welchem er auch alles ge-
schenckt, was wir im Leben und Sterben haben, geniessen
und ewig, ewig in dem Hause des Vaters in der aller
süssesten und seligsten Gemeinschaft des 3einigen Gottes,
des höchsten Gutes geniessen werden. Das ist gewißlich
wahr: es wird mir ewig wohlergehen, ich werde Ihn selbst
mit Augen sehen den Ursprung aller Freuden! Ich weiß
an welchen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir wird
meine Beylage bewahren bis an jenen Tag. Es ist auch
dieses eine besondere Gnade, daß er meine liebe oft
 
Herr HoffPr. Ziegenhagen