Breslau d. 5 May 1816
 
Lieber Keferstein! Ich danke für Ihren freundlichen Brief und es ist
mir recht angenehm zu erfahren, daß Sie auf eine so freundschaftliche
Weise meiner gedenken. Es würde mir sehr angenehm sein einige
Zeit wieder in Halle, unter meinen alten Freunden zuzubringen,
auch wie die Sammlung, die ich, freilich nicht unter die gün-
stigsten Umstaenden, gründete, jezt seit 6 Jahren, durch Germar
zugenommen hat, zu sehen. Grüßen Sie den guten Germar
recht sehr von mir. Wie ist er mit seiner Stellung zufrieden?
Es ist immer schlimm, nach einer langen Trennung, und nach-
dem man so Vieles, meist schlimmes, erlebt hat, eine alter Verbin-
dung wieder anzuknüpfen, aber Unrecht ist es immer, wenn
man unter solche Umstaende aus einem gar zu natürlichen
Verg Stillschweigen auf Vergessen schließen will.
Sie fragen: warum ich die Salze nicht in der Oryktognosie
dulde? Ich habe dächte ich, mich deutlich genug erklaert - Ent-
weder man versinke in das unerquickliche, mehr gas-
als geistreiche Hausmannsche Chaos, oder man verste-
he sich zu beschränken. Oryktognosie ist nichts als indivi-
dualisierte Geognosie. In einer Geschichte von Deutschland bringt
man die Statistik nicht hinein. Nur was geognostisches
Interesse hat gehört in der Oryktognosie. Daß in einem höheren
Sinne alle Trennung nur etwas Unvollkomnes, alle Doc-
trinen der Naturwissenschaft nur relativen Werth
haben glaube ich besser einzusehen, als diejenigen, die
alles unverstaendig untereinander manschen und ver-
meinen es könne am Ende auf die bequeme Weise ein Ge-