Justus Lüders (um 1656–1708)

Justus Lüders aus Querum besuchte die Klosterschule in Riddagshausen, studierte Theologie an der Universität Helmstedt und kam danach in die Dienste der Wolfenbütteler Herzöge. Er wurde Geistlicher Konsistorialrat, Hof- und Schlossprediger und lehrte an der Ritterakademie in Wolfenbüttel. Als Anhänger pietistischer Frömmigkeit verlor er seine Ämter durch das sogenannte Pietistenedikt von 1692. 1693 wurde er zunächst Hofprediger in Quedlinburg, dann ab 1694 bis zu seinem Tod 1708 Superintendent in Halberstadt. Lüders pflegte Kontakt zu August Hermann Francke und dem Halleschen Waisenhaus und galt deshalb in Halberstadt als Anhänger des Pietismus hallischer Prägung.
Justus Lüders vermachte testamentarisch seinen gesamten mobilen Besitz dem Halleschen Waisenhaus. Darüber wurde ein Nachlassinventar gefertigt, das im Archiv der Franckeschen Stiftungen überliefert ist. Da Lüders Schulden hatte, wurde jeder Gegenstand taxiert. Den umfangreichsten Teil seines Besitzes stellte seine Bibliothek dar, die etwa 1.500 Taler wert war. Francke entschied sich dafür, die Bibliothek nicht zu verkaufen, sondern sie in den Bestand der Bibliothek des Waisenhauses zu übernehmen. Das überlieferte Inventar listet die Bücher auf 147 Seiten mit dem taxierten Wert auf. Es handelt sich um etwa 5.650 Titel. Über die Lüdersche Bibliothek berichtet Caspar Friedrich Neickel in seiner Museographia von 1727: »Von der Bibliothec des Waysen-Hauses in Halle weiß so viel, daß dieselbe von keiner besonderen Consideration war, bis des Halberstädtischen General-Superintendenten Lüders sel. ansehnliche Bibliothec darzu gekommen; da sie denn in Theologicis considerable wurde«.

Literatur

B. Hofmann: Art. »Lüders, Justus, Prof. «. In: Jarck, Horst-Rüdiger (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert. Braunschweig 2006.