Vorwort
Die vorliegende Auswahl aus den Schriften, Predigten und Briefen August Her¬
mann Franckes sieht ihre Hauptaufgabe darin, das Verständnis für die Frömmigkeit
und Theologie des großen Pietisten zu erschließen. Sie ist ferner darum bemüht,
einen Gesamteindruck von der vielgestaltigen praktischen Wirksamkeit Franckes zu
vermitteln und ihren organischen Zusammenhang mit den Grundgedanken seiner
Theologie darzutun. Sie will schließlich den Leser durch historische Erläuterungen
mit dem Leben, der Umwelt und dem literarischen Schaffen Franckes vertraut
machen.
Die Auswahl beschränkt sich auf das deutsche Schrifttum Franckes, der sich mit
seinen deutschen Predigten und Traktaten an einen weiten, alle Schichten des Volkes
umfassenden Hörer- und Leserkreis wendet. Während seine lateinischen, speziell an
akademische Leser gerichteten Abhandlungen einen reflektierenden, systematisieren¬
den Zug aufweisen, kommt sein persönliches praktisches Anliegen in den deutschen
Schriften und Predigten besonders deutlich zum Ausdruck. An die Stelle der schola¬
stisch-begrifflichen Diktion der orthodoxen Theologen tritt eine bilderreiche an¬
schauliche Sprache, die weitgehend durch den biblischen Wortschatz geprägt ist.
Die Bibel vermittelt ihm immer wieder neue Gleichnisse und bildhafte Anknüpfungs¬
punkte, die er, an der emblematischen Sprache Johann Arnds geschult, in den Dienst
seiner Verkündigung und literarischen Arbeit stellt. Er belegt seine Ausführungen in
reichem Maße mit Bibelworten, deren Ort er teils im Text, teils am Rand angibt.
Darüber hinaus sind seine Gebete, Predigten und Traktate weithin mit biblischen
Begriffen und Bildern durchwirkt, die in ihrer freien Verwendung mannigfachen
Ursprungs sein mögen und nicht immer eindeutig auf eine konkrete Bibelstelle
zurückgeführt werden können.
Der Auswahl liegen in der Regel die Erstdrucke der Werke Franckes zugrunde.
Um den Leser möglichst nahe an die Quellen heranzuführen, sind an der damals frei¬
zügigen Orthographie und Zeichensetzung keine Veränderungen vorgenommen wor¬
den. Der Fraktursatz wurde durch Antiqua, der Frakturbindestrich durch den Anti¬
quabindestrich ersetzt, der in den älteren Frakturdrucken der Zeit Franckes noch als
Komma gebräuchliche Schrägstrich aber beibehalten. Fettgedruckter Text wurde
kursiv gesetzt. Innerhalb der ausgewählten, in sich geschlossenen Abschnitte wurden
Kürzungen vermieden. Umständliche Ausdrucksform und Weitschweifigkeit gehören
zur Eigenart jener Zeit. Auf die Wiedergabe der Marginalien, die den Inhalt der
einzelnen Textabschnitte kurz wiedergeben, wurde aus drucktechnischen Gründen
verzichtet.
Den einzelnen Schriftgruppen wurden allgemeine Einleitungen, den ihnen zugeord¬
neten einzelnen Schriften bzw. Predigten oder Briefen weitere spezielle Einführungen
vorangestellt. Die Anmerkungen enthalten die wichtigsten, zum Verständnis der
Texte erforderlichen biographischen, historischen und literarischen Hinweise. Die nur
in den Marginalien der Drucke angegebenen Bibelstellen wurden in den Anmerkun¬
gen durch *, Zusätze des Herausgebers im Text und in den Anmerkungen durch [ ]