Nr. 1 A H. Rauche an Pli.J. Später 21. 8. 1689
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1. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Leipzig, 21. August 1689
Inhalt
Legt ein Schreiben an das Konsistorium bei. - Hat den Dekan ohne Erfolg um Lehrgenehmigung
gebeten.
Überlieferung
A: AFSt/H D 66: 10
D: Kramer, Beiträge, 193
Vir Magnifice et Summe Reverende, Parens in Christo venerande!
Novissimas meas 1 a DJomino] Petzoldo 2 heri ad Te perlatas esse nullus dubito,
quibus et rerum nostrarum statum 3 et itineris ad Seckendorffium 4 successum
breviter exposui, simulque exhibendas curavi meas ad Proto-Consistorium
literas, quae, ut tibi videretur, vel ofFerrentur vel remitterentur ad nie. 5
1 Ein vorausgegangener Brief Franckes ist nicht überliefert.
2 Vielleicht jener Petzold, der als Teilnehmer an einem erbaulichen Collegium Johann Caspar
Schades (s. Brief Nr. 19, Anm. 12) erwähnt wird (Francke, Streitschriften, 51. 401 [Personen¬
register]). Dieser könnte identisch sein mit Christian Theodor Petzold aus Dresden, der ab 1690
in Leipzig immatrikuliert war (Matrikel Leipzig, 329).
3 Am 12.8.1689 hatte in Leipzig die erste Untersuchung gegen Francke und seine Anhänger
begonnen (s. Anm. 5).
4 Veit Ludwig von Seckendorf (20.12.1626—18.12.1692), geb. in Herzogenaurach bei Er¬
langen, Polyhistor, Pädagoge und Staatsmann; 1642 Jura-, Philos.- und Geschichtsstudium in
Straßburg; 1646 Junker und Bibliothekar am Hof Herzog Emsts des Frommen von Sachsen-
Gotha (s. Brief Nr. 156, Anm. 11), 1651 Hof- und Justizrat, 1655 Geheimer Hof- und Kammerrat
sowie Vorsitzender des Kammerkollegiums, 1663 Vorsitzender des Geheimen Rats ebd.; 1664
Kanzler und Konsistorialpräsident im Dienst Herzog Moritz' von Sachsen-Zeitz; ab 1682 Pri¬
vatgelehrter auf seinem Gut Meuselwitz bei Altenburg; 1691 kurbrandenburgischer Geheimer
Rat und erster Kanzler der Universität Halle (DBA 1167, 390-454; ADB 33, 519; 45, 672; Jöcher
4, 464-466; TRE 30, 1999, 719-727 [Lit.]). - Seckendorf, der durch seine staatstheoretischen
und kirchenhistorischen Schriften bekannt geworden war (v.a. Teutscher Fürstenstaat, Frankfurt
a.M. 1656; Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo, Frankfurt a.M., Leipzig
1692), spielte die zentrale Rolle bei der Schlichtung der Auseinandersetzungen zwischen Francke
und der Halleschen Stadtgeistlichkeit im Jahre 1692 (vgl. v.a. Briefe Nr. 58—61). — Uber die hier
erwähnte Reise Franckes zu Seckendorf ist sonst nichts bekannt.
5 Am 12.8.1689 hatte der Präsident des Dresdner Oberkonsistoriums Hans Ernst von Knoch
(s. Brief Nr. 5, Anm. 35) die Universität Leipzig aufgefordert, einen Bericht über die Vorgänge
um die „Pietisten" einzusenden. Dem war die theol. Fakultät aber zuvorgekommen, indem sie
unter demselben Datum bereits einen Bericht über Francke an den Kurfürsten, in dem sie eine
Untersuchung und ein Vorlesungsverbot für Francke ankündigte, eingesandt hatte. Am 20.8.
bat Francke schriftlich um Kenntnisgabe des Berichtes der Fakultät an das Oberkonsistorium.
In diesen Zusammenhang muß auch das hier erwähnte, nicht nachweisbare Schreiben Franckes
an das Konsistorium gehören (Francke, Streitschriften, 8-13; zu den Leipziger Vorgängen um
Francke vgl. Leube, 153-257; Ch. Peters: „Daraus der Lärm des Pietismi entstanden". Die