Nr. 7 A.H. Francke an Ph.J. Spater 15. 7. 1690 21
7. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Erfurt, 15. Juli 1690
Inhalt
Berichtet von seinem Aufenthalt in Hamburg, Wolfenbüttel, Elbingerode und Hasselfelde. - Ist
zufrieden mit dem Beginn seiner Tätigkeit in Erfurt.
Überlieferung
A: AFSt/H D 66: 81-82
D: Kramer, Beiträge, 196-198
Gnade und großen Friede durch die süsse und
wahre Erkentniß des Sohnes Gottes!
In Christo hochwehrtgeschätzter Vater,
Ich hoffe daß meine beyden Schreiben 1 , das erste durch einige Gymnasiasten
von hier, das andere durch Herrn Lic. Rechenbergen 2 werden wol zu handen
kommen seyn. Habe in dem letzten wegen Ermangelung der Zeit noch nicht
alles beantworten können. Bin stehen blieben in dem bericht von Lübeck. 3
Zu Hamburg habe mich 8 tage auffgehalten 4 , und habe daselbst mit Herrn
Wincklern 3 , Horben 6 , und Hinckelmannen 7 zu meiner und verhoffentlich
8 daselbst ] da: D.
1 Die Schreiben, auf die Francke sich hier bezieht, sind nicht nachweisbar.
2 Adam Rechenberg (s. Brief Nr. 1, Anm. 6).
3 Francke hielt sich im Februar/März 1690 in seiner Heimatstadt Lübeck aus Anlaß des Todes
seines Onkels Anton Heinrich Gloxin (1645—1690) auf, der für das Schabbelsche Familien-
Stipendium zuständig gewesen war (Kramer 1, 54ff und ders., Beiträge, 74ff; A. Sellschopp,
August Hermann Francke und das Schabbelsche Stipendium, in: NKZ 24, 1913, 241-264, hier
242; zum Schabbelschen Stipendium s. Brief Nr. 29, Anm. 17).
4 Die erste Station der Reise Franckes von Lübeck zur Probepredigt nach Erfurt (21.4.1690,
s. Francke, Streitschriften, 387 [Zeittafel]; Kramer, Beiträge, 80ff).
3 Johann Winckler (13.7.1642—5.4.1705), geb. in Golzern bei Grimma; ab 1659 Studium in
Leipzig und Jena, 1668 Hofmeister bei Herzog Philipp Ludwig von Holstein-Sonderburg-Wie¬
senburg in Tübingen; 1671 Diakon in Homburg vor der Höhe, 1672 Pfarrer und Metropolitan in
Braubach, 1676 Hofprediger und Konsistorialrat in Darmstadt, 1678 Pfarrer in Mannheim; 1679
Pfarrer und Superintendent in Wertheim, ab 1684 Hauptpastor an St. Michaelis in Hamburg, ab
1699 zudem Senior (DBA 1376, 26-55; ADB 43, 365-373; Jöcher 4, 2008f; Zedier 57, 516-526;
Pfarrerbuch Württemberg 1/2, 932f; Pfarrerbuch Hamburg, 158f; Diehl, Hassia Sacra 4, 245; 7,
173. 260; Geffcken, passim). — Winckler, der mit Spener in intensivem Briefkontakt stand, hatte
bald nach seinem Amtseintritt in Hamburg Collegia pietatis eingeführt, die seit Februar 1690 von
seinen Amtskollegen angegriffen, aber erst 1693 verboten wurden. In den Hamburger Streitig¬
keiten, die bis in das Jahr 1696 andauerten, war Winckler der Wortführer des kirchlichen Pietismus
gegen den Separatismus (Zeller, Lange, s. Anm. 11 und 12). Durch den im März 1690 verlangten