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Nr. 8 A.H. Francke an n.J. Spater 21.8. 1690
8. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Erfurt, 21. August 1690
Inhalt
Erwähnt Korrespondenz mit Eberhard Philipp Zühl, Johann Heinrich Jung und Daniel Otto
Zießler. - Hat Besuch aus Halberstadt, Quedlinburg und Gotha empfangen. - Kaspar Sagittarius
hat sich zum Pietismus geäußert. - Ist zufrieden mit Nachrichten über Christian Thomasius.
Überlieferung
A: AFSt/H D 66: 83-84
D: Kramer, Beiträge, 198-199
Gnade, Krafft und Sieg durch Christum unsern Herrn und König!
Theurer Vater in Christo,
Daß ich Herrn Zühlen' antworten wolle, habe jüngst berichtet, welches
auch unsäumig geschehen ist 2 , so wie der Herr damals Gnade dazu verliehen.
Das communicirte Schreiben von Herrn Jungio 3 ist aus versehen jüngst
bey mir liegen blieben, welches hiebey kommet. 4 Mit Herrn Zießlern zu
1 Eberhard Philipp Zühl (20.7.1662-19.11.1730), geb. in Darmstadt; 1678 Studium in Gießen,
dann Hauslehrer bei Spener in Frankfurt a.M.; 1689 Studium in Leipzig, wo er an Johann Caspar
Schades (s. Brief Nr. 19, Anm. 12) Collegia biblica teilnahm und solche auch selbst hielt; 1690
Hofprediger des Grafen Christian Ludwig von Stolberg-Wernigerode in Gedern, 1694 Pfarrer in
Ginsheim, 1695 jüngerer Stadtprediger in Darmstadt, 1700 Pfarrer und Metropolitan in Groß-Ge¬
rau (Matrikel Leipzig, 517; W. DlEHL, Zur Lebensgeschichte Eberhard Philipp Zühls, in: MGKK
17, 1912/9, 267-270; ders., Hassia sacra 1, 104; 2, 589; W. Irmer, Geschichte des Pietismus in
der Grafschaft Waldeck, Diss. theol., Greifswald 1912, 22-26; Leube, 184. 208 [„Ziehl", ohne
Vorname]; Spener an Anna Elisabeth Kißner, 8.9.1686, AFSt/H D 107: 25-48 [Abschrift]; Spener
an Adam Rechenberg, 23.7.1689 u. 14.10.1690, UB Leipzig, MS 0337, 293f. 388f). - Zühl ver¬
faßte die Vorreden für das 1698 in Darmstadt erschienene ,,Geistreiche[s] Gesangbuch, vormahls
in Halle gedruckt [...]" und das 1699 veröffentlichte „Neu=verfertigte Darmstädtische Gesang¬
buch [...]", die als Vorläufer von Johann Anastasius Freylinghausens Gesangbuch (s. Brief Nr. 94,
Anm. 5), das die bedeutendste Sammlung pietistischen Liedgutes darstellt, gelten (vgl. S.-P. Koski,
Und sungen das lied Mosis deß Knechts GOttes/ und das lied deß Lamms - Apoc. XV:3. Zur
Theologie des Geist—reichen Gesang=Buchcs [Halle 1704] von Johann Anastasius Freylinghausen,
in: Busch/Miersemann, 171-196, hier 181 u.ö.).
2 Nicht überliefert.
3 Johann Heinrich Jung (um 1640—1704); bis 1674 Pfarrer in Windecken, 1674 Pfarrer
in Altenstadt und Rodenbach, 1688 Pfarrer und Inspektor im pietistischen Laubach, 1692
Pfarrer in Berstadt, ab 1695 Stiftsdechant in Lieh (Diehl, Hassia sacra 1, 299; Matthias, 79,
Anm. 164). — Jung war mit Spener befreundet.
4 Nicht nachweisbar.
5 Daniel Otto Zießler (27.7.1666-1724), geb. in Rochlitz; 1687 Studium in Leipzig, 1690
gemeinsam mit Heinrich Julius Elers (s. Brief Nr. 3, Anm. 7) Hauslehrer beim Grafen Kurt
Reinicke II. von Callenberg (s. Brief Nr. 16, Anm. 21) in Muskau, 1692 Magister in Wittenberg;
1694 Diakon in Mügeln, 1710 Pastor primarius ebd. (DBA 1412, 261; Jöcher 4, 2204f; Matrikel
Leipzig, 513; Pfarrerbuch Sachsen 2/2, 1053).