148
Nr. 37 Ph.J. Spener an AM. Francke 2. 8. 1692
37. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 02. August 1692
Inhalt
Sichert zu, Exemplare von Franckes Predigt zu verteilen. — Veit Ludwig von Seckendorfs Ankunft
in Halle verzögert sich noch. — Äußert sich zu anstehenden Apologien. Will sich in der Vorrede
zur Seligkeit der Kinder Gottes anonym mit Christian Theodor Wolters Auffassungen ausein¬
andersetzen. — Bittet um genauere Informationen über Andreas Luppius. — Bittet um Nachricht
an Breithaupt.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 13
D: Kramer, Beiträge, 241-242; Tholuck 1, 24-26
Göttliche gnade, friede, Hecht, krafft und sieg in Christo Jesu!
In demselbigen hertzlichgeliebter Bruder und Herr.
Weil ich morgen auff den bettag predigen muß 1 , so schreibe auffs kürtzeste.
Die 15 exemplaria 2 von Herrn Stengern 3 habe erhalten, und sie bereits auß-
5 getheilet: Werde nun auch von Herrn Schaden 4 diejenige empfangen, so er
nicht nötig hat. Ich theile sie auß, wo ich weiß, das derselbe bekant ist, und
sie wol angewendet werden. Sende auch morgen eines an die ChurfTürstin]
von Pfaltz 5 , zu dero unsre Churfürstin 6 , u. die Frau von Schweinitz 7 mit ihr
reiset. Der Herr laße sie aller orten frucht bringen.
1 Predigt Speners zum Büß- bzw. Bettag, Mittwoch, 3.8.1692 (möglicherweise enthalten in:
Ph.J. Spener, Das Berühmte Bußgebet Des H. Propheten Danielis, Cap. IX, 1—23 [-..], Frankfurt
a.M. 1700 [enthalt 21 undatierte Bußpredigten von Dezember 1691 bis April 1695]). Da in Berlin
bis 1697 monatlich Bußtage gehalten wurden (vgl. Grünberg 1, 264), kann der Abdruck der
Predigt nicht sicher angenommen werden. Der dritte Band von Speners Bußpredigtensammlung
(s. Brief Nr. 120, Anm. 1) enthält keine entsprechend datierte Bußpredigt.
2 Franckes Mitteilung an Spener, daß er 15 Exemplare seiner gedruckten Predigt „Der Fall
und die Wiederaufrichtung der wahren Gerechtigkeit" (s. Brief Nr. 28, Anm. 18) an Stenger
gesandt habe, datiert von demselben Tag (s. Brief Nr. 36, Z. 2f). Stenger selbst muß sich in der
Zwischenzeit also bereits an Spener gewandt haben.
3 Johann Melchior Stenger (s. Brief Nr. 36, Anm. 1).
4 Johann Caspar Schade (s. Brief Nr. 19, Anm. 12).
5 Vermutlich Wilhelmine Ernestine, Kurfurstin und Pfalzgräfin bei Rhein, die bereits ver¬
witwet war und auf Schloß Lichtenburg bei Torgau/Elbe wohnte (s. Brief Nr. 35, Anm. 6).
6 Sophie Charlotte, Kurfurstin von Brandenburg, Königin in Preußen (2.10.1668—11.2.1705),
geb. in Iburg als Tochter Kurfürst Ernst Augusts zu Braunschweig-Lüneburg; 1684 Heirat mit
Friedrich III. (I.) von Brandenburg (ADB 7, 635; Zedier 38, 869). - Sophie Charlotte galt als
politisch klug und einflußreich (vgl. Brief Nr. 141, Anm. 9). Im Gegensatz zu seinem Ver¬
hältnis zu Anna Sophie von Sachsen (s. Brief Nr. 35, Anm. 6) hatte Spener zu Sophie Charlotte
offensichtlich kaum Zugang (vgl. Grünberg 1, 262).
7 Magdalene Sybille von Schweinitz, geb. von Friesen, verw. von Burgsdorff (14.2.1652—
1.9.1693), geb. in Dresden; seit 1682 Ehefrau des Geheimen Hof- und Kammergerichtsrats Georg