258 Nr. 68 Ph.J. Später an A.H. Francke 31: 12. 1692 68. Ph.J. Spener an A.H. Francke Berlin, 31. Dezember 1692 Inhalt Versetzung Franckes ist möglicherweise nicht mehr aufzuhalten. — Hält Göttlichkeit der Offen¬ barungen Anna Margaretha Jahns für zweifelhaft und befürchtet, daß extraordinäre Ereignisse das Studium Pietatis gefährden und hemmen. Überlieferung A: AFSt/H A 125: 28 D: Kramer, Beiträge, 282-283; Tholuck 1, 12-13; Tholuck 2, 17-18 Von dem der da ist, und der da war, und der da kommen wird, gnade, friede, liecht, rath, heil, sieg und leben zum neuen u. allen folgenden jähren biß zu dem frölichen eingang in die selige ewigkeit! In demselben hertzlichgeliebter Bruder und Herr. Es wird deßen Versetzung so ernstlich auß Halle alhier getrieben 1 , das ich nicht weiß menschlicher weise, ob sich solche werde abwenden laßen: wird also nötig sein, zu dem Herrn soviel innbrünstiger zu flehen, das er nichts wider seine ehre verhengen, und seinen willen mit völliger gewißheit zu erkennen geben wolle. Was in Halberstatt wegen Jfungfer] Jahnin u. Herrn Semlers vorgegangen, wird bekant sein. 2 In langer zeit ist nichts vorgegangen, so mich mehr nider- schläget, und auß dem nichts anders alß einen großen schaden der gantzen guten sache ansehen kan. Wo ich die vermeintliche göttliche dictirte schrifft 3 ansehe, finde ich gleichwol vielmehr wider alß vor dero divinitet. 1. Ist sie confus, und wird bald mit dem verstorbenen, bald insgesamt mit der Babylonischen hur, die gewiß nicht eine person ist, geredet. 4 2. Ist Wurtzler 1 Zu Speners bisherigen Äußerungen zu einer möglichen Versetzung Franckes s. Briefe Nr. 66 und Nr. 67. Franckes Briefe vom 20. und 24.12.1692 (Briefe Nr. 64 und 65), die sich ebenfalls dem Thema der Versetzung widmeten, hatte Spener offenbar noch nicht erhalten (vgl. Brief Nr. 69, Z. 2ff). 2 Zu den Vorgängen in Halberstadt um Anna Margaretha Jahn (s. Brief Nr. 22, Anm. 18) und Gebhard Levin Semler (s. Brief Nr. 10, Anm. 26) vgl. Brief Nr. 67, Anm. 9. 3 Die Botschaft Jahns an ihren verstorbenen Beichtvater Johann Christoph Wurtzler vom 22.12.1692 (s. Brief Nr. 67, Anm. 9). 4 Der Adressat der Rede wird als „Antichristliches Thier", „Verfluchter", „Verfluchter Anti¬ christ" und als „Babylon=Babylonische Hure" bezeichnet (Ausführliche Beschreibung [s. Brief Nr. 81, Anm. 17], 127. 129). Die offensichtliche Vermischung der Angeredeten zeigt, daß der Kampf gegen Wurtzler sich allgemeiner an der Ablehnung der Sakramente der Kirche festmachte („Auff dem Holtze/ [...] / hat er die Luegen geredet/ [...] vor dem Altar/ da die Greuel geopffert werden. Bistu denn Christus/ der sich in meine Stelle setzet/ und spricht loß?", Ausführliche Beschreibung, 128f), wobei die Gleichsetzung der Kirche mit der „Hure Babylon", aus der es |