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Nr. 99 Pli.J. Spencr an AM. Francke 9. 3. 1695
99. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 09. März 1695'
Inhalt
Konnte wegen Krankheit noch nicht mit Paul von Fuchs wegen des Adjunkten für Francke
sprechen. — Hat Johann Ernst Grabes Dubia widerlegt. — Hält Observationes für unklug und
befürchtet Angriffe auf dieselben. — Exemplare des Glaubenstrostes müssen spätestens nach der
Frankfurter Messe kommen. - Für den Studenten Georg Daniel Koschwitz jun. möge Francke
weiterhin nach einer Versorgung suchen. — Äußert Sorgen wegen durch den Tod von Johann
Georg Zeitz entstandener Vakanz und wegen Auseinandersetzungen um Christian Thomasius.
— Studenten sollen nicht zum Militärdienst geworben werden.
Uberlieferung
A: AFSt/H A 125: 47
D: Kramer, Beiträge, 323-326
Der leiden unsers Jesu Verdienste und seiner aufferstehung Krafft!
In demselben hertzlichgeliebter Bruder, Hochgeehrter Herr.
Wie mir die soselbs notificirte als von andern bezeugte Schwachheit 2 billich
zu hertzen gegangen, also wünsche soviel angelegenlicher, daß dieses den-
5 selben widerum bey beßern kräfften finden, und der Herr Herr diese zu
mannichfaltigem und langwihrigem gebrauch stärcken wolle. Wir fühlen
bald, das wir fleisch und nicht ertze oder eisen sind, daß die arbeiten immer
an uns etwas abnutzen: wie wol wir auch deswegen, als viel des Herren ehr
und obligende pflicht nicht nothwendig von uns fordern, unsrer kräfften, sie
10 nicht allzuschnell auffzuzehren, billich zu schohnen haben. Daher geliebten
Bruders intention wegen eines adjuncti 3 soviel weniger mißbilligen kan. Ich
hatte mir vorgenommen, die sache selbs mündlich Herrn gehfeimen] Rath
von Fuchsen 4 zu recommendiren, und darzu die gelegenheit bey überliffe-
rung der mir gnädigst auffgetragenen arbeit wider M. Graben 5 zuergreiffen:
5 /finden/. 7 nicht ] + <nicht(?)). 8 abnutzen ( abfeylen(?). 9 /nicht/. 14 Graben ]
Bralen: D.
1 Kramer datiert den Brief auf den 3.3.1695. Daß es sich dabei um einen Lesefehler handelt,
belegt auch Franckes Antwortbrief vom 12.3., in dem dieser betont, daß er Speners Brief „ge¬
stern", also am 11.3., erhalten habe (s. Brief Nr. 100, Z. 2). Demnach muß Spener seinen Brief
mit der am Sonntag, 10.3., in Berlin abfahrenden Post gesandt und — wie in dem Briefwechsel
üblich — am Samstag zuvor, dem 9.3., geschrieben haben.
2 Vgl. Franckes Brief vom 16.2.1695 (s. Brief Nr. 98, Z. 34-36).
3 S. Brief Nr. 98, Z. 12-29 und Anm. 9.
4 Paul von Fuchs (s. Brief Nr. 95, Anm. 4).
D Johann Ernst Grabe (30.6.1666—14.11.1711), geb. in Königsberg in Preußen; 1682 Studium
in Königsberg (1685 Magister), 1695 in Breslau; ab 1697 Aufenthalt in England ohne öffentliche