Nr. 108 AM. Francke an Ph.J. Spener 8. 6. 1695 395 108. A.H. Francke an Ph.J. Spener Glaucha, 08. Juni 1695 Inhalt Berichtet von positiven Erfahrungen auf der Reise nach Erfurt, Gotha und Arnstadt. - Klagt über Gewissensprobleme im Beichtstuhl. — Adjunktursache ist nur durch obrigkeitliche Autorität zu regeln. Advokat [Georg] Gerbet fördert wohl Anklage wegen Bußpredigt und Reise. Überlieferung A: AFSt/H D 88: 102-104 D: Weiske 1, 124-125 Glauche an Halle den 8. Jim. 1695. Gnade, Leben, Krafft und Sieg von Jesu Christo unserm Heylande! In demselben theurester Vater, und wehrtgeschätzter Herr Gevatter, Ich hätte von vielem guten und von vielem bösen zu schreiben, wenn es die Zeit leiden wolte. Von jenem, was mir Gott zu Erffurth, Gotha und Arnstadt, dahin ich wie verhoffentlich bekant seyn wird, verreiset gewesen, 1 gezeiget. Gewiß habe ich mehr gefunden, als ich hätte gedencken können. Gott sey gepriesen, der also den guten Geruch seines Evangelii ausbreitet, und durch menschliche Gewalt seinen Arm nicht auffhalten läßet. Herr M. Hesse 2 mein gewesener Collega in Erffurth besinnet sich nun auch eines beßeren 3 , und hat zu seiner conviction der Wittenberger ihre letztere lügenhaffte Schrifft 4 nicht wenig beygetragen. Hat mich in vieler Liebe auffgenommen. Gott verleyhe ihm Beständigkeit. In Gotha stehen der Herr Gen[eral] Superintendent] Fergen 5 , der Herr Land Inspector L. Gerhard 6 , und ein Diaconus M. Müller 7 nebst denen Der genaue Zeitpunkt der Reise konnte nicht ermittelt werden. Francke war zunächst nach Erfurt, dann nach Gotha und zuletzt nach Arnstadt gereist, wobei ihn von Gotha nach Arnstadt Heinrich Fergen (s. Anm. 5) und Maria Elisabeth Jacobs (s. Anm. 9) begleitet hatten. In Arnstadt hatte er v.a. den Kapellmeister Adam Drese (s. Brief Nr. 9, Anm. 7) besucht (vgl. J.H. Callenberg, Neueste Kirchenhistorie, AFSt/H F 30 f: 47 T -48 V ). 2 Johann Sylvester Hesse (s. Brief Nr. 7, Anm. 31). 3 Zwischen Hesse und Francke, der in Hesses Haus gewohnt hatte, war es in der Erfurter Zeit zu Auseinandersetzungen über Fragen der Beichtpraxis gekommen. 4 Wohl die Christ=Lutherische Vorstellung (s. Brief Nr. 107, Anm. 7). 5 Heinrich Fergen (s. Brief Nr. 10, Anm. 3). 6 Johann Ernst Gerhard d.J. (19.2.1662—18.3.1707), geb. in Jena als Sohn Johann Gerhards (s. Brief Nr. 10, Anm. 13); Studium 1679 in Jena und 1680 in Altdorf (1683 Magister); 1694 In¬ spektor der Kirchen und Schulen des Herzogtums Sachsen-Gotha, 1696 Konsistorialrat in Gotha; 1694 Lic. theo!., 1697 Dr. theol. in Jena; 1698 Prof. theol. in Gießen (DBA 383, 36-48; ADB 8, 772; Jöcher 2, 952; Stolberg Nr. 3500 u. 10801). |