Nr. 109 A.H. Francke an Ph.J. Spener 8.10.1695
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109. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Glaucha, 08. Oktober 1695
Inhalt
Vermißt angekündigte Antwort auf ausfuhrlichen Brief. — (Daniel] Hacke bittet um Empfehlung
zum Hofmeister bei von Gersdorf. — Sohn der Witwe Schenkel ist Johann Jakob Zoller entlaufen.
Dieser beschwert sich über Spener.
Überlieferung
A: AFSt/H D 88: 106-107
D: Weiske 1, 126
Theurester Vater in Christo, Hochzuehrender Herr Gevatter,
Es hat mir Herr Kalckb ferner] 1 berichtet, daß mein ziemlich weitleuffiges
vor ettlichen Wochen an demselben abgelaßenes Schreiben 2 schon vor seiner
Abreise beantwortet sey 3 . Nun habe ich biß auff diese Stunde keine Antwort
darauff empfangen, welches ich schreibe, weil ich besorge es möchte ein 5
brieff verlohren seyn. Von der Fr. von Span 4 bin ich Gott lob! beßer berichtet,
als ich damals ex relatione aliorum geschrieben 5 . Sonst hat einer Namens
M. Hacke 6 gebeten, ihn bey demselben in Erinnerung zu bringen, nachdem
ihn ehemals H. von Seckend[orfi] 7 mag recommendiret haben. Er begehret zu
einer Hoffmeisters Stelle bey dem jungen von Gerstorff 8 oder sonst bey einem 10
1 Peter Kalkberner (Kalkbrenner) (22.1.1661—21.11.1733), geb. in Norrköping in Schweden;
1679 Studium in Uppsala, Reisen nach Holland, England, Amsterdam, Hamburg, Bremen, Aa¬
chen u.a., 1694 nach Halle und zu Spener nach Berlin; 1696 Inspektor am Paedagogium Regium
in Halle, 1697 Stiftsprediger und Inspektor des Waisenhauses in Eisenach; 1700 Pfarrer und In¬
spektor in Meseberg bei Magdeburg (DBA 622, 361-362; Jöcher EB 3, 52f; Dreyhaupt 2, 169;
Auskunft Pfarrerkartei der KPS).
2 Nicht überliefert.
3 Nicht überliefert (vgl. Brief Nr. 110, Z. 3-10).
4 Wohl Dorothea Freiherrin von Spaen, geb. von Fleming (gest. nach 1713), die Witwe des
1692 verstorbenen kurbrandenburgischen Generalfeldmarschalls Alexander Freiherr von Spaen
(DBA 1197, 293-295), die mit Spener und Francke in gutem Kontakt stand und das Hallesche
Waisenhaus später materiell unterstützte (vgl. Brief Nr. 205, Z. 22-24 und Amn. 15; AFSt/H
C 785: 10-11 u. C 824: 17; SBPrKB, Nachlaß Francke, Kaps. 5/2; Canstein/Francke, 22f. 401.
570 u.ö.).
3 Nicht ermittelt.
6 Möglicherweise Daniel Hacke aus Stargard in Pommern, der 1693 in Halle immatrikuliert
wurde (Matrikel Halle, 195).
7 Veit Ludwig von Seckendorf (s. Brief Nr. 1, Anm. 4).
8 Vermutlich ist wegen der guten Beziehung Speners zu Henriette Katharina von Gersdorf
(s. Brief Nr. 5, Anm. 10) einer ihrer Söhne Gottlob Friedrich (gest. nach 1729) oder Nikolaus
jun. (1688-1724) von Gersdorf, die später beide königlich polnische und kursächsische Räte
wurden, gemeint (DBA 386, 21; Zedier 10, 1179; Gauhe 1, 633f; Canstein/Francke, 942 [Per¬
sonenregister]).