Nr. 127 Ph.J. Spener an AM. Francke 31. 10. 1696
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127. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 31. Oktober 1696
Inhalt
Paul von Fuchs stimmt Beiordnung von Konkommissaren zu und will den Fortgang der
Visitation in Franckes Sinn fördern. —Justus Samuel Scharschmidt hat die Vokation nach Narva
abgelehnt. — Israel Ciauder bringt Manuskript Johann Hieronymus Wieglebs über das Tanzen
und Speners Gedanken dazu mit nach Halle. - Exemplare der Eilfertigen Vorstellung sollen an
Berliner Buchfuhrer gesandt werden.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 62
D: Kramer, Beiträge, 357-358
Jesum mit seiner gnade, liecht, krafft, sieg und leben!
In demselben hertzlich geliebter Bruder, Hochgeehrter Herr Gevatter.
Deßen letztes habe gestern erst auff den mittag von Herrn geh[eimen] R[ath]
von Schweinitz 1 bekommen 2 , das also der geheime Rath damal schon wirck-
lich gehalten war, und ich also nicht eher als heut frühe den Herrn praesident 5
von Fuchs 3 (deßen titul in meiner dedication des tr[ractats] von der art des
glaubens 4 zusehen, und nicht außzulaßen ist, das er praeses Consistorii) das
schreiben und memoria! 5 mit nachtrücklicher recommendation zusenden
könen 6 : bin aber auch nachmittag selbs zu ihm gegangen, da er die Concom-
missarios sich auch wol gefallen laßen 7 , und das petitum billich gehalten, 10
mit zusage über in dem geheimen Rath vorzutragen u. die expedition zu
11 /in/.
' Georg Rudolph von Schweinitz (s. Brief Nr. 30, Atim. 5).
2 Wohl ein vermutlich am 28.10.1696 in Halle abgesandter, nicht überlieferter Brief Franckes
(vgl. Brief Nr. 126, Anm. 1), der offenbar an von Schweinitz adressiert gewesen war.
3 Paul von Fuchs (s. Brief Nr. 95, Anm. 4).
4 Ph.J. Spener, Der Wahre seligmachende Glaube/ Dessen eigentliche Art und Beschaffenheit/
Auch wie er unmueglich bey herrschenden Suenden und gottlosem Leben bestehe/ ferner das
Vorgeben deß ungeformten und geformten Glaubens [...], Frankfurt a.M. 1696 (Grünberg
Nr. 303). — Die Widmung an Paul von Fuchs datiert vom 29.8.1695.
5 S. Brief Nr. 126, Z. 2f und 13-17 und Anm. 9.
6 Gemeint ist wohl, daß die Sitzung des Geheimen Rats am vorherigen Tag (30.10.) schon
vorüber gewesen war, so daß Spener von Fuchs nicht mehr erreichen und den Brief erst am
Morgen des 31.10.1696 übergeben konnte. Er konnte Franckes an demselben Tag formulierter
Bitte, das Memorial doch nicht zu übergeben (s. Brief Nr. 126, Z. 13f), also nicht mehr nach¬
kommen.
7 Ob außer Joachim Justus Breithaupt (s. Brief Nr. 7, Anm. 36), der der Kommission bereits
zugeordnet worden war (s. Brief Nr. 126, Z. 4-7 und Anm. 4), dann tatsächlich noch Kon¬
kommissare benannt wurden, ist nicht überliefert.