Nr. 131 Ph.J. Spener an A.H. Erancke 16.2.1691 489 131. Ph.J. Spener an A.H. Francke Berlin, 16. Februar 1697 Inhalt Berichtet vom Verlauf der Auseinandersetzungen um Johann Caspar Schades Beichtauffassung und -praxis seit Januar. Aufgebrachte Bürger lehnen Kompromißlösung ab. Aufruhr herrscht vor allem wegen der körperlichen Bestrafung zweier Mädchen durch Schade. Sieht Vermittlungs¬ möglichkeiten nur bei Einsicht Schades. Franckes Rat könnte helfen. — Scheut Gespräch mit Christian Friedrich von Kraut wegen dessen Vorschlag, Francke solle zwischen Breithaupt und Johann Franz Buddeus vermitteln. Konnte wegen des Waisenhauses auch Daniel Ludolf von Danckelmann noch nicht sprechen. Uberlieferung A: AFSt/H A 125: 64 D: Kramer, Beiträge, 363—365 Jesum unsren rath, liecht, trost, krafft und sieg! In demselben hertzlichgeliebter Bruder, Hochgeehrter Herr und Gevatter. Ich habe zwar ohne das zu schreiben, wegen neulich recommendirten desiderii, betreffend die armen 1 , davon aber kan noch diesesmal nichts ge- dencken, sondern jetzo treibet mich zu diesem brieff unser betrübter handel mit Herrn M. Schaden 2 , unsrem im übrigen hertzlich geliebten u. getreuen bruder: weswegen nochmal mein hertz in deßen schooß außschütten muß. Wie es wegen der änderung in dem beichtstul zu so großer bewegung unter der burgerschafft gekommen, das solche auch durch ihre verordnete eine klage bey rath darüber eingegeben 3 , und alles rege worden, habe Herrn D. Breithaupten neulich geschrieben 4 , und wird er solches, wie aus in letztem meldenden wenigen Zeilen ersehen, auff mein begehren communiciret haben. 11 /in/. 1 Wohl Franckes am 22.12.1696 gegenüber Spener geäußerte Bitte, sich für die Privilegierung des Glauchaer Waisenhauses einzusetzen (vgl. Brief Nr. 130, Z. 32—44). 2 Die Auseinandersetzungen um Johann Caspar Schades (s. Brief Nr. 19, Anm. 12) Auffassung von der Privatbeichte (vgl. Brief Nr. 118, Anm. 3) hatten sich inzwischen zugespitzt (vgl. bis Z. 82). Offensichtlich die am 3.2.1697 beim Magistrat eingereichte Klage der Stadtverordneten und Handwerksinnungen wegen der von Schade seit Januar 1697 vorgenommenen Änderungen in der Beichtzeremonie (GStA PK HA II, Rep. 47, Nr. B4, Fase. 18, Bl. 3 r u. 9). Diese hatten darin bestanden, daß Schade nach vorheriger Ankündigung die Beichtenden zu gemeinsamem Sündenbekenntnis, Ermahnung, Prüfung und Absolution in die Sakristei gebeten und dabei auf die Möglichkeit des Einzelgesprächs im Bedarfsfall verwiesen hatte (vgl. die undatierte Ver¬ teidigungsschrift Schades, aaO, Bl. 4-8 r ). 4 Speners Brief an Joachim Justus Breithaupt (s. Brief Nr. 7, Anm. 36) ist nicht überliefert. |