Nr. 142 AM. Francke an Ph.J. Später 8. 1. 1698 529
142. A.H. Francke an Ph.J. Spener
Glaucha, 08. Januar 1698
Inhalt
Sendet Wünsche zum Neuen Jahr. — Konnte mit Gottfried Stößer von Lilienfeld noch nicht
sprechen; vermißt vollständige Akzisefreiheit für das Waisenhaus. — Spende von Lucia Oligard
Freifrau von Burkersrode soll für ein Krankenhaus verwendet werden. Weitere Spenden sind ein¬
getroffen. — Berichtet von Besuch Heinrich Wilhelm Ludolfs mit John Turner. Fedor Stepanovic
Saltykov soll Johann Arndts Wahres Christentum ins Russische übersetzen. — Will Ehrenfried
Walter von Tschirnhausen in Leipzig treffen.
Überlieferung
A: AFSt/H D 66: 353-354
D: Kramer, Beiträge, 380-381
Jesum als Jesum!
In demselben theurester Vater, und höchst=wehrtgeschätzter Herr Gevatter,
Durch dessen geliebtes 1 bin ich sehr erquicket worden. Der Herr laße alle
fülle seines himlischen Segens auff denselben kommen, und laße Ihn mit
seinen Augen sehen, daß der Herr Zion erlöset 2 , damit dessen Heimfahrth
dermaleins eine rechte Simeonsheimfarth seyn möge 3 . Es siehet ja jetzt in
allen Stücken, Ständen, Orten, und Enden recht wunderlich aus, aber mein
Hertz ist bey allem sehr getrost, dieweil ich dencke, daß Gott desto mehr
Ehre einlegen wird, wenn er doch seinen Kindgen es endlich alles zum besten
lencken wird.
Mit Herrn Gehfeimem] Rath Stößer 4 habe biß die Stunde nach seiner
Rückkunfft von Berlin 5 zu sprechen keine Gelegenheit oder Zeit gehabt.
Von Hofe habe ich promissa und weiter nichts, da ich auch nicht einmahl
die Accise-Freyheit für meine Allmosen erbetteln kan. 6 Ich lasse es mir aber
9 doch ] -D.
1 Speners Brief vom 31.12.1697 (Brief Nr. 141).
2 Vgl. Ps 126,1; Jes 59,20.
1 Vgl. Lk 2,25-35.
4 Gottfried Stößer von Lilienfeld (s. Brief Nr. 141, Anm. 10).
5 Stößer hatte sich zu Verhandlungen wegen des Glauchaer Waisenhauses in Berlin aufgehalten
(s. Brief Nr. 141, Anm. 11).
6 Christian Friedrich von Kraut (s. Brief Nr. 13, Anm. 4) hatte am 14.2.1697 das Eintreffen
von Franckes Memorial von Ende 1696 oder Anfang 1697 wegen Privileg und Steuerfreiheit für
das Waisenhaus bestätigt und dabei zum Ausdruck gebracht, daß er sich für eine positive Antwort
einsetzen wolle (vgl. Brief Nr. 130, Z. 32-44). Am 2.10.1697 hatte der Kurfürst beschränkte
Akzisefreiheit nur für die Lebensmittel der Waisenkinder und der Studenten an den Freitischen