Nr. 167 A.H. Francke an Ph.J. Spener [27. 6. (?) 1699]
605
167. A.H. Francke an Ph.J. Spener
[Halle], [27. Juni (?) 1699]'
Inhalt
Sendet eine Beilage von Johann Christian Arnoldi mit der Bitte um Empfehlung bei Gottfried
Herrmann von Beuchling.
Überlieferung
A: AFSt/H D 94: 112
D: Weiske 2, 31
Theurester Vater in dem Herrn, u. Hochwehrtester Herr Gevatter,
Beygeschloßenes Schreiben Herrn Arnolds 2 , deßen rechtschaffenes Hertz
Herrn Breith[aupt] 3 u. mir noch von Erffurth her, alwo er damals Schul=Co-
llege an der Prediger Kirche gewesen, wohl bekant ist, habe hiedufrch] bestens
recommendiren wollen, ob es müglich wäre, daß dem lieben Mann einiger
Schutz bey dem Herrn Beichling 4 könte verschaffet werden. Denn er hat, so
viel ich erkennen kan, eine gerechte und lautere Sache, und ist die gantze
Zeit, weil er im Amte gewesen, in d[er] Presse gehalten worden, daher er auch
ziemlich niedergeschlagen ist und würde es nebst seinem auch Gott furchten¬
den Weibe 5 wohl hart fuh[len,] wenn es zu einigen extremis kommen solte. 6
Gott lencke alles nach seinem Willen, in dessen Schutz erlassend verharre
4 hiedu[rch]: cj. 8 d[er]: cj. 8 es J er: D. 10 füh[len,]: cj.
1 Auf den vorliegenden, nicht datierten Brief Franckes nimmt Spener in seinem Schreiben
vom 1.7.1699 Bezug (s. Brief Nr. 168, Z. 32—39). Berücksichtigt man, daß der vorherige Brief
Franckes an Spener von Samstag, den 23.6.1699, datiert (Brief Nr. 166) und daß Francke wegen
der Posttage (Sonntag und Mittwoch) in der Regel an Dienstagen und Samstagen an Spener
schrieb, kann angenommen werden, daß der vorliegende Brief von Dienstag, den 27.6.1699, da¬
tiert und mit der am Donnerstag, den 29.6.1699, in Berlin eintreffenden Post Spener erreichte.
2 Johann Christian Arnoldi (gest. 6.9.1728), geb. in Brachstedt bei Bad Tennstedt; 1685 Stu¬
dium in Erfurt, 1692 Schulkollege an der Predigerkirche ebd.; seit 1694 Pfarrer in Henningsleben
(Matrikel Erfurt, H. 9, 26; Pfarrerbuch KPS 1, 147; vgl. die folgenden Z. und Anm. 6). - Arnoldi
stand mit Francke in Kontakt und gab 1697 seinen Sohn Georg Heinrich und 1701 seine Tochter
Martha Elisabeth in das Hallesche Waisenhaus (AFSt/H F 10: 373-382; Waisenalbum, 13 [Nr. 75].
288 [Nr. 64]).
3 Joachim Justus Breithaupt (s. Brief Nr. 7, Anm. 36).
4 Gottfried Hermann von Beuchling, Oberhofrichter in Leipzig (s. Brief Nr. 147, Anm. 3).
5 Rosina Maria Elisabeth geb. Bossart (gest. 28.9.1711), aus Ohrdruf.
6 Wie aus einem Schreiben Arnoldis an das Leipziger Konsistorium vom 8.6.1699 hervorgeht,
war dieser vom Henningslebener Gerichtsjunker Caspar Adam von Berlipsch und einigen Bauern
verklagt worden, weil er Gemeindeglieder wegen „gantz üppigen Tanzens", „Sontages Hasche
Spielens", „Kegel Schiebens", Versäumnis des Katechismusexamens sowie „sehr ärgerlichen
Gewäsches und ausspottung des Predigers unter der Predigt und öffentlichen Gottesdienst" von