682 Nr. 191 A.H. Francke an Ph.J. Spater 13. I. 1700 191. A.H. Francke an Ph.J. Spener Halle, 13. Januar 1700 Inhalt Bittet um Extrakt des Briefes von Justus Samuel Scharschmidt, in dem dieser über Jungfer Müller berichtet. Sendet Antwort an Scharschmidt. Marquardt Ludwig Freiherr von Prmtzen kann den Brief befördern. — Berichtet von Schulgründungen durch Jakob Bruno Wiegers und Johann Christoph Mehder in London. — Wartet auf Antwort auf ein Schreiben an Carl Hildebrand von Canstein. Überlieferung A: AFSt/H D 66: 394 D: Kramer, Beiträge, 431 Halle den 13. Jan. 1700. Theurester Vater in dem Herrn, Es ist mir auff der Post ein BriefF vom Herrn Scharschmidt 1 zukommen, darinnen er sich auff das was er an M[einen] th[euresten] V[ater] von einer Jungfjer] geschrieben 2 , wie aus beygehender copia seines Briefes 3 zu sehen, beruffen 4 . Würde mir also wol lieb seyn zu meiner mehrern Stärckung etwa einen extract aus solchem Briefe zu haben 5 . Meinen bitte ich doch auch dem Herrn Baron von Canstein 6 zu communiciren. Ich habe auch eine Antwort an Herrn Scharschmieden hiebey legen wollen 7 , weil doch M[ein] th[eur- ester] V[ater] ihm auch ohne zweiffei antworten wird 8 . Es wird aber wohl 1 Brief Justus Samuel Scharschmidts (s. Brief Nr. 111, Anm. 5) an Francke vom 14.11.1699 (s. Brief Nr. 190, Anm. 29). 2 In einem Brief an Spener, der ebenfalls vom 14.11.1699 datiert (AFSt/H C 296: 28 [Ab¬ schrift]), hatte Scharschmidt ausfuhrlich über eine Jungfer Müller, Tochter des Eisenwerkbesitzers in Ugodka und Schwester des ab 1700 in Halle studierenden Peter Müller (vgl. Winter, 79. 98. 102—105 u.ö.), berichtet. Diese sei seit etlichen Wochen schwer erkrankt, habe kürzlich aber dennoch einen Gottesdienst bei Scharschmidt besucht. Danach sei sie zwar nicht körperlich, aber „der Seelen nach recht gesund worden". Sie könne Scharschmidts „discurse" wie auch die zuletzt gehörte Predigt auswendig, rede und höre gern von der „Vereinigung mit Christo" und dessen Liebe, die stärker sei als der Tod. Das mache sie „schon ziemlich der Welt unbekant", weshalb sie bereits für „närrisch" gehalten werde. Auch werde erzählt, sie sei durch ein Buch, das Scharschmidt ihr gegeben habe, verwirrt worden. 3 Eine Kopie des Briefes von Scharschmidt an Francke ist nicht überliefert. 4 In seinem Brief an Francke hatte Scharschmidt nur erwähnt, daß Jungfer Müller durch eine Krankheit von Christus erwählt worden und darüber üble Nachrede entstanden sei. 5 Eine Kopie von Scharschmidts Brief an Spener ist im AFSt/H vorhanden (s. Anm. 2). 6 Carl Hildebrand von Canstein (s. Brief Nr. 143, Anm. 1). 7 Franckes nicht überlieferte Antwort datierte vom 13.1.1700; Scharschmidt erhielt sie am 22.2.1700 in Novgorod (vgl. Scharschmidts Bestätigung des Schreibens in seiner Antwort an Francke, Abo 11.4.1700, AFSt/H C 296: 29; vgl. auch Anm. 9). 8 Ein Antwortschreiben Speners an Scharschmidt wurde nicht ermittelt. |