Nr. 215 Ph.J. Später an AM. Francke 12. 5. 1700
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215. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 12. Mai 1700
Inhalt
Übermittelt Nachricht von Theodor Gehr.
Überlieferung
A: AFSt/H A 125: 112
D: Krämer, Beitrage, 450
In unsrem glorwürdigen Jesu sieg und friede!
In demselben hertzlich geliebter Bruder, Hochgeehrter Herr und Gevatter.
Wie mich auff mein voriges 1 beziehe, da alles meine beantwortet zu ha¬
ben, so geschehet dieses vornehmlich um Sicherheit des einschlußes 2 willen:
sodann zur nachricht zu geben, das Herr Gehre 3 verlange, dafern ohne Herrn
Egern 4 , der schon unterwegen 5 , der andre verlangte Studiosus noch nicht
abgereiset, ihn zurück annoch zuhalten 6 : In dem der gute Mann in sorgen
kommet, daß seine gesamte anstalten dörfften wegen macht der Widersacher
auffgehoben werden. 7 Wie ich auch förchte, die gefahr seye nicht gering. Der
Herr der überschwenglich thun kan über alles was wir bitten u. verstehen 8 ,
erweise auch diesesmal ein zeugnus seiner allmacht und güte. In dero treuen
schütz empfehlende verbleibe
1 Speners Brief vom 8.5.1700 (Brief Nr. 214).
2 Möglicherweise sandte Spener Francke als Beilage die Kopie des Schreibens von Theodor
Gehr (s. Anm. 3) an Paul von Fuchs (s. Brief Nr. 95, Anm. 4) vom 19.4.1700, auf das er sich im
folgenden bezieht.
3 Theodor Gehr (s. Brief Nr. 117, Anm. 32).
4 [Heinrich Friedrich (?)] Eger (s. Brief Nr. 213, Anm. 9).
5 S. Brief Nr. 213, Z. 16f.
6 Gehr hatte in einem Brief an Francke vom 18.3.1700 um Vermittlung eines Nachfolgers
für Georg Christian Adler (1674—1741), der offenbar eine schulleitende Funktion innehatte und
Königsberg verlassen wollte, gebeten (vgl. Theodor Gehr an Francke, Königsberg, 18.3.1700,
AFSt/H C 16: 30). Eine Bitte um Vermittlung eines weiteren Studenten ist nicht überliefert;
auch sandte Francke zu diesem Zeitpunkt keinen weiteren Studenten nach Königsberg (vgl. Brief
Nr. 216, Z. 2f).
7 Zu den Auseinandersetzungen in Königsberg um Gehrs zu Beginn des Jahres 1699 ge¬
gründete Schulanstalt (vgl. Brief Nr. 153, Anm. 15) und die im September 1699 durchgeführte
Untersuchungskommission s. Briefe Nr. 163, Z. 31ff und Anm. 11, Nr. 180, Z. 3-8 und Anm. 2
und Nr. 181, Z. 5-17. In seinem Schreiben an von Fuchs vom 19.4.1700 beklagt Gehr, daß die
Relation der für ihn positiv verlaufenen Untersuchungskommission von Mitgliedern des Königs¬
berger Konsistoriums nach wie vor zurückgehalten werde; zugleich gebe es neue Bestrebungen
des Konsistoriums wie auch der Landstände, ein Verbot der Schulanstalt zu erwirken. Gehr bittet
deshalb darum, daß die Berliner Regierung die Kommissionsakten einfordern möge (AFSt/H D
88: 197f [Abschrift]).
8 Eph3,20.