850 Nr. 253 Ph.J. Spener an A H. Franckc 18.2.1704
253. Ph.J. Spener an A.H. Francke
Berlin, 18. Februar 1704
Inhalt
Ist von Anna Elisabeth Kißner gebeten worden, den Frankfurter Patriziersohn Philipp Carl Ru-
land bei einem Informator in Halle unterzubringen.
Überlieferung
A: AFSt/H D 42: 474-477
D: -
Gnade, fried und heil auß dem leiden unsres Heilands!
In demselben geliebter Bruder, HochEhrwürdiger Herr und Gevatter.
Es hat Herr Nicolaus Augustus Ruland 1 nob[ilis] Patritius, schöff und jet¬
ziger alter Bürgermeister zu Franckfurt am Mayn sich entschloßen, seinen
einigen Sohn 2 von 14 ä 15 jähren, auß ersehung des Verderbens unter dasiger,
sonderlich seines Standes, jugend nach Halle zu thun, und der auffsicht eines
informatoris, der ihres orts auch einen jungen Humbracht 3 , gleicher maßen
patritium, unter seiner information hat, anzuvertrauen: er hat mich deswegen
durch Frau D. Kißnerin 4 ersuchen laßen, an gel[iebten] Bruder der ursach
wegen zu schreiben 3 , und einestheils um nachricht zu bitten, wie gedachter
informator 6 , deßen nähme zwahr nicht außgetruckt, des jungen Humbrachts
sich bißher bezeuget, u. also was man sich von ihm versprechen könne,
12 /bißher/.
1 Nikolaus August Ruland (13.1.1650-5.3.1710), geb. in Frankfurt a.M.; 1685 Ratsherr,
1694 Jüngerer Bürgermeister, 1696 Schöffe und 1703 Älterer Bürgermeister in Frankfurt
a.M. (H. Kürner, Frankfurter Patrizier. Historisch-Genealogisches Handbuch der Adeligen
Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg zu Frankfurt a.M., München 1971, 157).
2 Philipp Carl Ruland (geb. um 1690), geb. in Frankfurt a.M.; 1704 Jurastudium in Halle
(Matrikel Halle, 371). Weitere Lebensdaten wurden nicht ermittelt.
3 Friedrich Maximilian von Humbracht (29.8.1689-22.2.1764), geb. in Frankfurt a.M.; 1703
Studium in Halle; als Militär österreichischer Oberst, dann Brigadier in den Diensten Genuas
(Matrikel Halle, 241; B. Doelemeyer, Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, Frankfurt
a.M. 1993 [Ius commune, Sonderhefte, Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 60], 90f).
4 Anna Elisabeth Kißner (s. Brief Nr. 236, Anm. 14).
5 Ein entsprechendes Schreiben Kißners ist nicht überliefert. Speners Bestätigung der Anfrage
Kißners datiert vom 15.2.1704 (AFSt/H D 107: S. 933-940). Darin berichtet Spener, daß sich
Francke gerade in der Lausitz aufhalte, er ihm mit der nächsten Post aber schreiben wolle. Am
26.2.1704 sandte Spener die nicht überlieferte Antwort Franckes an Kißner (AFSt/H D 107:
941-942).
6 Nicht ermittelt.