Gnade und Seegen von Gott
Hochzuehrender Herr Doctor,
herzwerthester Gönner,
 
Ich hoffe mein lezteres Schreiben wird demselben wol überlieffert,
und darinnen gnügliche Nachricht gegeben seyn, worinnen selbe ver-
langet worden. Herr L. Schmalz hat bey mir nachfrage gethan
ob nicht ferner ein Schreiben von demselben eingelauffen. Sonst
berichte im vertrauen, daß jüngst ein bürger von Halle mag
hier gewesen seyn, welcher gar harte worte von meinem hoch-
zuehrenden Herrn D. haben verlauten lassen, daß von demselben
ihr ganzes Ministerium verachtet und spöttlich gehalten
sey, wie denn deswegen auch das ministerium wieder den-
selben sich vereiniget, und gar hart zeithero geprediget. Nun
passeten die bürger nur darauff, daß derselbe ferner etwas
wieder einen Geistl. redete, so wollten sie demselben das
Haus stürmen. Solches habe demselben nicht hinterhalten wollen,
und lebe der Hoffnung, wenn ja derselbe solte bißanhero
durch einige, ob wohl vielleicht wahre, doch anzügliche
worte das ministerium beleidiget haben, wie ich denn wol
bekennen muß, daß die neuliche disputation vom Churfl. ed.
contra calumniantes Clericos fast nothwendig mehr er-
bitterung als Erbauung hat erwecken müssen, daß es
hinfüro vielmehr Gott dem Richter über alles werde heim-
gestellet werden, vielleicht möchten auch noch einige seyn,
welche sich durch beständige Erweisung einer ungefärbten
Liebe gewinnen liessen, oder wenigstens anderweitige Er-
bauung nicht hinderten, wenn man vielmehr mit einem
neuen wesen des Geistes als mit Bestraffung ihnen begegnete.