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Mein allerliebstes Kind, Ulm den 10 Jan:
1718.
Dießmahl wird Herrn Köppens Brief mit beylagen
das meiste //haben// von neuen Sachen haben, die zu deiner
Erqvickung dienen; dieweil du das Werck des HErrn
u. mich liebest. Er hat Herrn Viselii Brief von Usingen
mit abcopiret, dieweil er zwar über Halle uns zukommen
ist, dir aber, wie Herr Köppe sorget, nicht communiciret
seyn möchte. Laße dir ja mein langes hierseyn, u. die
adversitaeten, so mir begegnet, nicht dauren; den 1. bin
ich hier gar vergnüget, u. weil das gantze Hauß das
Wort GOttes von mir annimmet, auch der Wirth mir gar
bald seinen ältesten Sohn nach Halle zuschicken wil, auf
die Vniversitaet, so bin ich nicht als im Wirths-Hause,
u. sagt der Wirth offt, ich hätte ihm allen Segen mit ins
Haus gebracht. 2. Hätte ich sonst schwerlich solche schöne
Gelegenheit gefunden, die gehaltenen Predigten in Ord-
nung zu bringen u. drucken zu laßen; wie denn die
2 zu Blaubeuren gehaltene Weynacht-Predigten1,
da mir GOtt das Hertz aufgeschloßen, gedruckt
werden, u. die erste hiebey zum Druck in Halle an Herrn Prof.
Herrenschmidt geschicket wird. 3. wirst du auch
aus Herrn Köppens Brief sehn, daß ich hier in täglichem
Segen bin. Ich bitte mit Namen zu grüßen alle, die in un-
serm Hause sind, u. dazu gehören; des Herrn Grafen Hauß,
das Stifft, Die Fräulein Goldsteinin, die Frau Biekin, an die ich gar offt
gedencke in dem HErrn, u. andere mehr Adieu. AH Francke.
 
 

Abgedruckt in: Neue Beiträge zur Geschichte August Hermann Francke's,
hrsg. von Gustav Kramer. Halle 1875, S. 49.
Kollationierung: Karsten Hommel