Halle, d. 15. Jul. 99.
Immanuel!
 
Theurester Vater in dem Herrn,
Wegen dessen, das ich geprediget, habe ich
nicht die geringste Furcht. Der Herr ist mei-
nes Lebens-Krafft, für wen solte mir grauen.
Ich habe gesagt: Wehe auch denen, welche
solchem Aergerniß wehren könten und
solten, und thun es nicht. Nun spricht
man, ich hätte über die hohe Landes-Obrig-
keit Rache geschrien. Ist weder quoad
subjectum noch quoad praedicatum wahr.
Denn ich habe an S[eine] Churfürstl. Durchl. nicht
gedacht, habe auch gar keine Ursache dazu
gehabt; aber wohl an hiesigen Magistrat,
daß man biß auff die Stunde der praepa-
ration zum Buß-tage den Marckt-Schreyer
agiren, schändliche Narrentheidung treiben,
unsere Predigten auff der Narren-bude
durchziehen, ja refutiren, des Waysenhau-
ses auffs schnödeste spotten lassen, unsers
vielfältigen nachdrückl. Vorstellens uner-
achtet, zugeschweigen, daß man vor dem