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Halle d 4. Nov.
1712
Hochwohlgeborner,
Gnädiger Herr.
Ewr Gn. berichte, daß ich aus versehen jüngst das rescr.
wegen Dr. Heydens liegen laßen, welches ich an
dieselben am mittwochen über Magdeb. nachge-
schicket. Heute bin ich als gantz gewiß ver-
sichert worden, daß gegen den Bau des Wittwen-
hauses bey der Schul-Kirche sich alle Innungen hier
so starck gesetzet, daß der Bau schon wirckl. auf-
gehoben, und sie nun gar kein Hauß bauen, sondern
das Geld auf Zinß thun wollen. So würde auf
unser memorial keine resolution nöthig seyn.
Der Floß-verwalter hat seinen Garten feilge-
boten, welchen wir nicht wohl aus den Händen
laßen können. um künfftig in die ruhte zu bau-
en. Da würde uns lieb seyn, wenn wir die
2000 thlr. der Oberst Bertzigen seel. haben könten,
die ohne dem wohl werden aufgekündiget worden.
Heute haben wir unsere Schuljugend beysammen gehabt
u. examen büchlein ausgetheilet; die Zahl ist ietzo 1486,
außer dem Paedagogio. So viel in eyl. verharre
Ewr Gn. Gebetschuldigster A. H. Francke.
 

Abgedruckt in: Der Briefwechsel Carl Hildebrand von Cansteins mit August Hermann Francke. Hg. von Peter Schicketanz. Berlin [u.a.], de Gruyter, 1972 (= Texte zur Geschichte des Pietismus, 3, 1), S. 548.