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Hochwolgeborner,
Gnädiger Herr,
Herrn Dr. Lysio habe ich schon geschrieben, daß er Herrn Kallen
nicht kriegen könne, wie auch die Ursachen, warum?
Er, Herr Kalle, wird zur erfrischung der Leibeskräffte, auff einige
tage ietzo nach Halberstadt reisen. Ist sonst mit Herrn Michaelis
zu nöthig in seinem biblischen wercke. Könte die Sache
mit Herrn Ruppen in suspenso bleiben, biß mit Herrn Dr. Breith.
und Herrn D. Anton die ich beyde noch heute abend wieder er-
warte, darüber conferiret, wäre mirs lieb. Denn ich
habe gantz andere Vorschläge, daß er uns hier die last
sol tragen helffen. Herrn Voigtländer getraue ich mir
nicht mehr auffs neue in der vorigen Sache zu engagiren.
Mit Herrn Lüdenwald hoffe ich sol es beßer bestand haben.
Herr Hirschfeld bleibet weg, und schreibet nicht einmahl,
daß wir nur wüßten, weßen wir uns zu ihm ver-
sehen. Ich habe ein groß mißfallen dran, kan doch
auch nicht hoffen mit einem unwilligen menschen
was auszurichten. Hierbey sende was jüngst von Herrn
D. Majern gemeldet, darüber wir gerne guten Rath hätten,
was in der Sache zu thun. Die monatl. corresp. ist
aus versehen neulich zurückblieben, kommt nun auch hiebey.
Herrn Hennings bruder von Wilda gedencket, daß er ein
paar mal an ihr Gn. geschrieben, wiße nicht, ob die
brieffe zu recht kommen, wünschet eine gn. resolution.
Hiemit verharre Ewr. Gn.
Gebetschuldigtster
A. H. Francke
P.S. Herrn von Chwalk. bitte
doch die Meieriana zu com-
municiren
 

Abgedruckt in: Der Briefwechsel Carl Hildebrand von Cansteins mit August Hermann Francke. Hg. von Peter Schicketanz. Berlin [u.a.], de Gruyter, 1972 (= Texte zur Geschichte des Pietismus, 3, 1), S. 304.