Theurester Vater in Christo,
bey jüngster post habe durch Herrn M. Schaden berichten laßen, daß die
Glauchische Gemeine ein Schreiben nach Berlin gesandt, und darinnen
unter andern sich beklaget, daß wegen Einräumung der Pfarrwohnung
keine hinlängliche anstalt gemachet würde, weswegen ich gebe-
ten, so es die Gelegenheit mit sich brächte, solch ihr petitum an gehörigem
Orte zu secundiren. Meyne nun aber nicht, daß es wird vonnöthen
seyn. Denn M. Richter so viel man sehen kann mit Ernst ausräumet,
daß ich verhoffentlich noch diese woche einziehen werde. Die neue
refutation des imag[inis] Piet[ismi] samt dero praef[ationi] haben wol empfangen. Es
ist hier und in Leipzig nicht wohl zu bekommen. So keine sufficiente zahl
an hiesigem buchführer geschicket wird (wie es uns denn verdächtig ist,
daß man eben dergleichen scripta nicht sonderlich hier verkauffet)
wäre wol gut, daß uns gegen bezahlung etwa 40 exemplaria her-
gesant würden. Die andere teutsche refutation des imag[inis] ist so
viel ich weiß von Herrn Sprögeln ausgefertiget, zwar ziemlich scharff,
ich kan es aber an einem andern nicht tadeln, was vielleicht meinem
wege nicht gemäß wäre. Solche unreine Köpffe erfordern wohl eine
schärffere lauge. Wegen des jüngst uns zugesandten brieffes eines
mit dem Atheismo luctirenden Menschen sende hiebey den anfang und
fortgang meiner bekehrung. Weil die Exempel mehr zu moviren pfle-
gen, und gewiß eben dergleichen damahls in meinem Gemüth vorgegangen,
könte solches, so es rathsam befunden wird, quanquam nomine meo plane
suppresso, communiciret werden. Es kommet doch alles darauff an, daß
die vernunfft sich dem Glauben unterwerffe, und der Mensch nicht den
ruhm behalte, daß er es selbst erlauffen habe, sondern daß sich Gott
über alles erbarme. Sende auch hierbey ein Schreiben von Herrn
D. Brücknern betreffend die ecstaticam Erffurtensem. Wenn es remit-
tiret wird, bitte zugleich zu berichten, was dero Meynung davon sey,
daß Herr D. Brückner die Sache insgesamt gern wolte gedruckt haben.
Von den Quedlinb[urgischen] und Halberst[ädtischen] weiß nicht anders, als daß es noch
in vorigem stande ist. Herr Royens der die visionem über der
Freulein Rosamunden haupt gehabt ist hier bey uns, ein feiner stiller Mensch,
reiset morgen mit Herrn M. Wiegeleb, der vom Gothischen Consistorio