Theurester Vater in Christo,
 
Gleichjetzo komme von dem geliebten Herrn sohn her, der mir
Einlage beyzulegen gegeben, habe mit ihm hertzlich zu Gott unserm
Vater gebetet, wie er es selbst von mir verlanget. Er ließ mich
gestern zu sich fordern, und schüttete mir gantz frey sein hertz auß,
wie er wohl erkenne daß er bißhero in einem sündlichen zustande
gelebet, der Gott nicht gefallen könne, sey in seinem Gewißen deswe-
gen beängstiget, und wünsche nichts mehr als daß ihm Gott helffen,
und in einen rechten ihm wolgefälligen zustand setzen wolle. Ich
sagte ihm frey, wie nicht allein ich sondern auch sein Herr Vater
seinen zustand bißhero angesehen, und hertzlich gewünschet hätten, daß
er zum lebendigen Erkentniß Gottes kommen möchte, bat ihn, die-
ses momentum visitationis divinae ja nicht ohne rechten Nutzen vor-
bey streichen zu laßen, sondern sich dessen zu seiner rechten gründlichen
Bekehrung anzuwenden, führete ihn dabey auff die Erkentniß
der göttlichen Gütigkeit und weißheit, welche ihn mit einiger Schwach-
heit des Leibes (so doch leidlich ist) beleget hätte, um ihn dadurch
von seinen verstrickungen loß zu reißen, welches auff andern wege
so leicht nicht würde geschehen seyn, erinnerte ihn, daß er ihm
selbst nur keine hinderniß geben, noch terrores conscientiae alzusehr
zuvermeiden suchen möchte, sondern vielmehr seinen zustand nur
recht erkennen, damit die Enderung desto gewißer und größer
sey. Es schließet sich auch sein hertz zur Erkentniß seines bißhe-
rigen Elendes sehr fein auff, wie auch. zur Erkentniß des war-
hafftigen wesens das in Christo ist, und machen mir alle Umstän-
de die hoffnung, daß es zu einer wahren Krafft und beständigem
wesen zu vieler Uberzeugung gedeyen werde. Er hat nicht lange
vor meiner ankunfft einen mercklichen Traum gehabt, den Ihm
der liebe Herr D. Breithaupt auff seinen Zustand gedeutet, und
von der Zeit an saget er sey dieses sonderlich in seinem Gemüthe
fürgegangen. Er hat begehret, daß jemand bey ihm seyn, und was