Mein theurester Vater,
 
Mein jüngstes, so ich vor 8 tagen geschrieben, wird ver-
hoffentlich eingelauffen seyn. Von Herrn D. Breithaupt
vernehme daß Herr Kr[aut] an Herrn von Seckendorff geschrieben,
unter andern, daß meinetwegen noch vor sey, mich nach
Kalbe zu bringen, da doch schon ein ander zu bestellet ist.
Läst man es an mich gelangen, so werd ichs rotunde ab-
schlagen, als der ich mich tausentmahl lieber wil absetzen
lassen, als mich von Menschen ohne einen göttlichen beruff,
cuius plane nullos characteres agnosco senden zu lassen.
Mein gewissen träget so viel im amt, daß mir davor
nicht grauet, hinausgelassen zu werden, ob ich wol die Ge-
richte Gottes, so darauff erfolgen weder meiner Gemei-
ne noch andern gönne. In der commission mercke
ich wol werden die ministeriales, wenn sie weiter nicht
kommen können, ihre respects Sache, daß man ihr
amt und thun vor nichts achte, urgiren. Ob ich nun
wol bißhero mir keiner zu harten rede von ihnen bewust
bin, werden wir ihnen doch traun nicht heucheln können,
wenn sie uns drum fragen, wofür wir sie halten,
welches ich auch Herrn von Seckendorff gesaget, der mir
geantwortet, daß es nur mit bescheidenheit geschehen
solle, das ich auch wol zu frieden bin. Der Herr wird
uns ja stärcken, daß wir uns nicht im Unglauben
und Furcht diese und jene absicht machen, und die
παρρησίαν für Gott und Menschen darüber verlieren.