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Theurester Vater in Christo, und wehrtgeschätzter
Herr Gevatter,
Ich beziehe mich in allem übrigen auff die vorigen
Brieffe, in Eyl habe jetzo nur um dessen Gutachten
ersuchen wollen wegen des Responsi Kiloniensis
Ludeci Sache, und die Erhörung des Gebets betreffent, wel-
ches ich gern, weil es gar schön ist, wolte bey meine ietzo
unter der Preße seyende Anleitung zum Gebet andru-
cken laßen, so es mit Genehmhaltung Herrn Dö-
rings ArchiDiac[oni] zu S. Petri, den ich hertzlichst grüße,
und auff gut befinden darauß mit ihm zu reden bitte,
geschehen könte. An meiner Seiten finde in der Sache
keinen Anstoß, suche die Ehre Gottes und vieler
Menschen Erbauung ohne einiges Menschen Schaden.
Und laße mir es also auch gefallen, so es nicht
der Wille des Herrn ist, anderer Hertzen dahin
zu lencken. Solte dieses aber seye, wolte gebeten
haben mir durch etwa einen studiosum, mit dem ich
mich darüber abfinden wil, das Original accurate
abcopiren zu laßen, welches Herr Döring in Händen
hat, und mir copiam so cito als muglich zu senden,
weil die Oster-Messe alles fertig seyn muß. Ein-
lagen bitte ohnschwer durch Herrn Müllern bestellen
zu laßen. Der Gnade Gottes von uns allen Empfholen.
Verharre M[eines] th[euresten] V[aters] in Chr[isto] Geh[orsamer] Sohn
M. A. H. Francke.
Glauche
d. 19.
Mart.
1695.
 
P.S. Herrn M. Schaden bitte ohnschwer wissen zu
laßen, daß ich sein Schreiben heute gar wol
erhalten, der Herr sey seiner Seelen freundlich.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 380-381.