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Halle den 13. Jan. 1700.
Theurester Vater in dem Herrn,
Es ist mir auff der Post ein Brieff vom Herrn Scharschmidt zu-
kommen, darinnen er sich auff das was er an M[einen] th[euresten]
V[ater] von einer Jungf[er] geschrieben, wie aus beygehender copia
seines Briefes zu sehen, beruffen. Würde mir also wol
lieb seyn zu meiner mehrern Stärckung etwa einen extract
aus solchem Briefe zu haben. Meinen bitte ich doch auch
dem Herrn Baron von Canstein zu communiciren. Ich
habe auch eine Antwort an Herrn Scharschmieden hiebey
legen wollen, weil doch M[ein] th[eurester] V[ater] ihm auch ohne Zweiffel
antworten wird. Es wird aber wohl an der Eile gelegen
seyn, weil er selbst herauß kommen wird. Solte mein Brief
allein fortgeschicket werden, so müste wol ein couvert
drum seyn, weil man sonst vieles lesen kan. Der Herr Schloß-
hauptmann Printz sagte mir, als ich da war, daß er mir
Brieffe gar sicher bestellen wolte, und hoffete ich wohl,
daß sie so am geschwindesten gehen würden. In Engeland
haben Herr Wigers und Herr Mehder gute progressus, halten
eine Schule unter Herrn Meckens direction, und eine unter
Mr. Bridges eines Engeländers. Ob der Herr Baron
von Canstein die vielen bißhero von mir an ihn ge-
sandten Sachen und in specie einige memoriale empfangen
haben, verlangete wol von ihm zu vernehmen. Ich ver-
harre
M[eines] theuresten Vaters
Gebethergebenster
A. H. Francke.
Beylagen bitte ich doch durch
den famulum ohnschwer zurecht
bringen zu laßen.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 682-684.