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Halle d. 27. Jan. 1700.
Mein theurester Vater in dem Herrn,
Die Essendischen Acten haben wir alle drey
durchgelesen, und finden sie allerdings gefähr-
lich, daher ich bey mir schon in den Sinn gefasset
mit meinem th[euresten] V[ater] darüber zu communiciren,
und wenn es so gefällig, wil ich meinen Auff-
satz des responsi zuschicken, da mir lieb seyn
soll, wenn es nur so moderiret wird, daß
das Werck des Herrn hieselbst dadurch nicht
in Gefahr gesetzet werde. Könte die Sache
dort durch verständige Theologos und Politicos
klüglich in Ordnung gebracht werden, so
möchte es wol zu vielem guten gedeyen können,
da ich nicht sehe, was durch contradiction,
und responsa werde ausgerichtet werden.
Gott fördere und segne doch des Herrn Dr.
Fischers ankunfft, und laße alles im Segen
seyn. Was wegen Herrn Tögels Herr Breith[aupt]
für reflexion hat, habe hiebey legen wollen.
Ich unterlaße nicht ihn zu sondiren. Herrn
Scharschmids Brieff kommet hierbey zurück. So
viel in höchster Eyl. M[eine]s th[euresten] Vaters
Gebethsch[uldigster]
A. H. Francke.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 690-691.