Seite
Halle d. 7. Sept. 1700.
Theurester Vater in dem Herrn,
Herr Dr. Breith[aupt] hat bey jüngster post von Herrn Dr.
Frohnen geschrieben, aber die Sache mag darauff ge-
münzet seyn, daß Elector nur in genere die vorge-
schlagene personen approbire, und dann würde man
Dr. Frohnen wol sitzen laßen und den schlimmsten nehmen.
Dieser dolus könte großen Schaden bringen. Könte
es mit Herrn Dr. Frohnio noch angehen, wie denn der
Mann würckl. sein Ja-wort von sich gegeben es
zu acceptiren wenn die vocation an ihn käme, so
wäre es etwa ein Vorschlag, daß Er titulum Superin-
tendentis, den er bißhero gehabt, behielte, und würde
superintendens über das Ministerium Hallense,
Herr Dr. Fischer dann in eodem //collegio// concessu Ministeriali
General-Superintendens wie auch specialis über
den Saal-Kreiß. Es könten ja dann auch wol
Herrn Dr. Fischern gewiße Predigten in Halle ad-
signiret werden, vielleicht in allen Kirchen, welches
großen Nutzen haben würde. Auch würde wol treff-
lich gut seyn wenn der Herr Dr. Fischer nur hier je eher
je lieber hier im Consistorio und sonst possession
nehmen möchte, sonderlich vor dem Herrn Acherach.
Es wird dieses wolmeynend geschrieben. Gott laße
geschehen, was das beste ist. Herr Hennig ist bey uns
ankommen. Herr Ludolff ist Gott lob! von seiner
wichtigen Reise aus Orient wieder zu Amsterdam ankommen,
dafür Gott froh zu preisen. Ich verharre M[eines] th[euresten] V[aters]
Gebethsch[uldigster] A. H. Francke. mppria.
 
Herrn Dr. Fischern, deßen Schreiben ich gleich ietzo bekomme, ohnschwer
meinen gehorsamen Gruß.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 786-787.