Theurester Vater in Christo,
Mein jüngstes Schreiben, da ich berichtet was am Montage vor dem Consi[storio] zwischen
mir und M. Rothen passiret, wird verhoffentlich bestellet seyn. Nach eingelangten [Churfl.] re-
script sind wir am Donnerst. wieder vorgefordert worden, da ich mich, nach einiger wege-
rung mich tumultuarie mit ihm einzulassen, dahin erkläret, meine gravamina über seine
Schrifft, welche ich als nur die fürnemsten Unwarheiten ausgezeichnet, zu übergeben, daß es
Ihme communiciret werde, und sind dieselben, welche ich eingegeben, hiebey. Der Arrest
ist ihm auch vom consistorio nicht relaxiret worden, er ist aber nachmittags
am Donnerstage dennoch fortgezogen. Was man nun ferner thun werde muß ich
Gott befehlen. Gewiß wäre es wohl menschlichem ansehen nach sehr gut, daß diese
Sache fein gründlich ausgemachet würde, damit vielen lästerern das Maul könnte
gestopffet werden. Der Herr aber wird die warheit dennoch ans Licht bringen. Von
Leipzig bin heute berichtet worden, daß D. Carpz[ov] nunmehro das Leipz. pfingst-pro-
gramma gegen mich defendiren wolle, so in 8 tagen werden zu sehen seyn. Ich bin resol-
viret in allem stille zu seyn biß nach geendigter commission. Hier habe müssen M. Rothes
wegen noch ziemlich Schmach über mich nehmen, der Herr sey dessentwegen gelobet, Seine Ehre
wird desto heller leuchten. Nechst Empfhelung in Göttl. Obhut verharre
Meines theuresten Vaters
Gehorsamer Sohn
M. Augustus Hermann Francke.
Glauche an Halle
d. 24 7br. 1692.